2005 - 2  
        
        
    
  zurück / back 
 
        
  | 
    
| 2009-10 | 2007-08 | 2006 | 2005 | 2004 | 
| 2003 | 2002 | 2001 | 2000 | < 2000 | 
Yahoo Group Opernforum 14.12.2005 
    J.S. Bach: Weihnachtsoratorium - Essen
      Die älteren unter uns werden sich noch an Peter Schreier als Opernsänger erinnern, der in der Zeit nach Fritz Wunderlich die Opernszene im Mozartfach dominiert hat. Seine Interpretationen des Tamino, Ferrando, Belmonte oder Don Ottavio sind legendär. Unvergesslich und unvergessbar sind aber auch seine Interpretationen der Tenorpartien in den Werken von Johann Sebastian Bach und als Liedersänger. Die Qualität seiner Stimme und Gesangskultur ist in zahllosen (offiziellen und illegalen) Aufnahmen den jüngeren Musikliebhabern erhalten. Als Opernsänger hat er schon vor längerer Zeit Abschied von seinem Publikum genommen; Liederabende Konzerte hat er bis zuletzt gegeben. Seit vielen Jahren widmet er sich der Musik auch durchaus erfolgreich als Dirigent.
      Sein letzter angekündigter Auftritt als Sänger war letzten Sonntag in Essen in einer Aufführung des "Weihnachtsoratorium", das er als Dirigent leitete und in dem er die Partie des Evangelisten zum letzten Mal sang. Eine DVD, die bei dieser Gelegenheit der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, kommt Anfang 2006 in den Handel (leider zu spät für ein Weihnachtsgeschenk).
  
      Den Orchesterpart gestaltete das Bach Collegium München, die Chorstimmen waren dem Münchner Bach Chor anvertraut (Hansjörg Albrecht hat die Leitung dieses unter Karl Richter berühmten Chores vor drei Monaten übernommen und in dieser Zeit einen wunderbar transparenten Klangkörper geschaffen).
      Dem Anlass entsprechend würdig waren die Solisten. Robert Holl braucht Musikfreunden nicht vorgestellt zu werden. Mir fällt gegenwärtig keine bessere Besetzung der Bass-Partien in Messen und Oratorien ein. Martin Petzold hatte den schwierigen Part übernommen, nach Peter Schreier die Tenorarien zu singen, und war dieser Aufgabe durchaus gewachsen. Sibylla Rubens (Sopran) zeigte mehr als Talent (wenngleich ich mir manche Höhen glanzvoller vorstellen kann). Und Elisabeth Kulman bewies einmal mehr, dass sie neben ihrer Karriere auf der Opernbühne auch eine hervorragende Konzertsängerin ist, bei der Veranstalter Schlange stehen sollten.
  
      Peter Schreier sang noch einmal die Worte des Evangelisten und es war ein berührender Abschied von diesem großartigen Sänger, der letztmalig einen Beweis seiner Stimmkultur und seiner Stilfestigkeit zeigte. Es war ein historischer Abend, an dem Alt und Jung eine ideale Partnerschaft boten. Glücklich, wer dieses Konzert miterleben durfte.
      Michael Koling 
    
    
    OMM 12/2005 
    "Auf Flügeln des Gesangs" 
    Peter Schreier eröffnete mit seinem 75. Auftritt bei der Schubertiade die Dezember-Veranstaltungen in Hohenems. Dem Vernehmen nach war dies auch gleichzeitig sein letzter Liederabend, wurde aber nicht als "Abschiedsveranstaltung" benannt. Neun Lieder von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Robert Schumanns Liederkreis op. 39 und "Deutsche Volkslieder" von Johannes Brahms standen auf dem Programm. Am Klavier saß Helmut Deutsch, der nicht nur der berühmte "zuverlässige Begleiter", sondern ein ebenbürtiger musikalischer Partner war. Er ließ in vielerlei Nuancen Bilder vor Augen entstehen, besonders eindrucksvoll im "Schilflied", herrlich tapsig im "Wie komm ich denn zur Tür herein?" und ganz einfach aber ausdrucksstark im "Herbstgefühl". 
Peter Schreier gehört zweifellos zu den ganz Großen. Die Stimme ist klar und geradlinig, und es ist gerade und immer noch die ungeheure Leichtigkeit des flexiblen Tenors mit der er bezaubern kann. Die Mittellage klingt besonders im Mezzoforte wunderschön wie immer. "Leise zieht durch mein Gemüt" klang sanft und zart wie eh und je - wie auf den berühmten, auch an diesem Abend besungenen "Flügeln den Gesangs" gesungen.
Schreier singt hochkonzentriert, ohne dabei angespannt zu klingen. Im Liederkreis op. 39 stieß er lediglich in der "Mondnacht" an gewisse Grenzen, begeisterte aber ansonsten mit vielerlei Ausdrucksvarianten - auch mal ein bisschen verrucht ("Schöne Fremde") - und konnte mit der voller Elan und Energie gesungenen "Frühlingsnacht" mitreißen.
Die Auswahl aus "Deutsche Volkslieder" von Johannes Brahms ging Schreier nicht weniger konzentriert, aber doch gelassener an. Diese Lieder liegen angenehmer, haben keine extremen Höhen und Tiefen. Auch hier begeisterte die ungeheure Leichtigkeit. Vergnüglich und mit Ironie brachte er die Zuhörer mit den Varianten von "la la la la" im "Feinsliebchen" zum Lächeln, rührte mich dem traurigen Ton des "Schwesterlein" und erwirkte auch ein unbeabsichtigtes Grinsen mit "Juche!" - da denken Loriot-Fans unweigerlich an Mutter Winkelmann in "Ödipussi" - "Wie ist doch die Erde so schön so schön".
Anstatt wie im Programm abgedruckt mit "Herbstgefühl" zu enden, dessen "bald stirbt sie auch" durch Mark und Bein ging, ließen Schreier und Deutsch das offizielle Programm hoffnungsvoller mit "Sehnsucht" ausklingen. Es ist schon beeindruckend wie gesund man eine Stimme erhalten kann, wenn man verantwortungsvoll mit ihr umgeht. Und es ist wird einmal wieder deutlich, wie Lebens- und Gesangserfahrung die Ausdruckskraft bereichert.
Köstlich onkelhaft erzählt, so wie man es keinem 30jährigen abnehmen würde, mit abschließendem, verschmitztem Grinsen, sang Schreier die "Forelle" als erste Zugabe. Das "Ständchen" ("Leise flehen meine Lieder") und "Der Musensohn" folgten und dann - mit wissendem Lächeln angekündigt - "Abschied". Mit Standing Ovations feierte das Publikum einen seiner Schubertiade-Lieblinge. Angemessen und verdient. 
    
  
![]()  | 
      ![]()  | 
      ![]()  | 
    
|---|---|---|
![]()  | 
      ![]()  | 
      
    Vorarberger Nachrichten 10.12.2005 
    Vielen Dank, Peter Schreier 
    Wehmütiges Ade
Hohenems. Den Abschied von seinem Sängerleben nicht eben leicht gemacht haben die Schubertianer am Donnerstag im vollbesetzten Markus-Sittikus-Saal ihrem Liebling Peter Schreier. Wie auf Kommando erhob sich das Publikum am Ende gleich zweimal zu Standing Ovations, erzwang sich eine improvisierte Autogrammstunde. Von weit her sind sie eigens angereist zu diesem Abschied von einem der maßgeblichen Tenöre unserer Zeit, seine langjärigen Freunde und Fans aus Deutschland, der Schweiz, aber auch aus Frankreich, England und den USA.
Stets verbunden
    Peter Schreiers allerletzter Liederabend also, unweit jenes Palastes, wo diese Liedlegende am 13. Mai 1976 seinem Freund Hermann Prey mit Schubert "Schöner Müllerin" geholfen hat, die Schubertiade aus der Taufe zu heben. Dass sich der Kreis nach 30 bewegten Jahren gerade bei diesem Festival schließt, mit seinem dort 75. Auftritt, zeigt, wie eng Schreier der Schubertiade stets verbunden war.
Dirigieren will er noch weiter, mit dem Singen aber ist nach seinem heurigen 70. Geburtstag endgültig Schluss. Ein paar Jahre wären vielleicht noch drin gewesen, aber Schreier weiß genau, wann es Zeit ist zu gehen. Er hat es stets verstanden, mit seiner Stimme zu haushalten, sie zu schonen, mit fantastischer Technik intakt und beweglich und sich selber geistig und körperlich fit zu halten. Diese unglauchliche Konstanz, seinen hohen Perfektionsanspruch demonstriert er nun ein letztes Mal. Und es ist auch diesmal wie eh und je: Schreier ist stimmlich voll präsent, gibt ohne intellektuelle Abgehobenheit jedem Lied seine Stimmung. Verströmt Wärme und Wohlklang bei Mendelssohns "Auf Flügeln des Gesanges", hält den endlosen Atem bei Schumanns "Mondnacht". Und ist vollends in seinem Element bei einer Auswahl der "Deutschen Volkslieder" von Brahms, wo auch dem mittlerweile gesetzten Siebziger der lausbübische Schalk des jung Verliebten aus den Augen blitzt. Souveräner Mitgestalter ist sein langjähriger Partner Helmut Deutsch.
Seinen eigentlichen Abschied aber inszeniert Schreier über die Zugaben klug und beziehungsvoll und natürlich mit Schubert. Nach "Forelle" und "Ständchen" artikuliert er den Wunsch des "Musensohnes", am Busen der Musen endlich auszuruhen. Und setzt aus dem "Schwanengesang" den endgültigen "Abschied": "Ade, du munt're, du fröhliche Stadt, ade!" F.J.
    
      Seoul 
      National University / 
        Blog 06.11.2005  
              
              
 
              
               >> Text (Koreanisch / Korean)
              
              
              
              Münchener 
                Merkur / 
                  Marktplatz Oberbayern 26.10.2005  
                          Immer 
                            noch jugendlich frisch
                              Star-Tenor Peter Schreier gibt Abschiedskonzert in Vaterstetten
Vaterstetten. Peter Schreier gab seinen "Schwanengesang" im Rathaus Vaterstetten beim 8. Abonnementkonzert, wohl deshalb war das Publikum so international. Viele Fans wollten es sich nicht entgehen lassen, diesen vorletzten Liederabend mit Franz Schuberts "Die schöne Müllerin", nach Texten von Wilhelm Müller, zu erleben. Schreier wird noch einige Konzerte in Japan geben und sich dann nur noch dem Dirigieren widmen. Kein Wunder also, wenn das Rathaus voll besetzt war. In dem Zyklus "Die schöne Müllerin" begleitet der Bach das Leben des Müllerburschen von Anfang bis zum Ende. Der Bach ist Begleiter und zugleich Freund, ihm teilt er alle Freuden und Leiden mit. Dieses Fließen ist in Schuberts Musik immer präsent und erfordert vom Sänger eine präzise Stimmführung.
Bereits beim ersten Lied 
    des Zyklus, "Das Wandern" (Das Wandern ist des Müllers Lust), 
    zeigte Peter Schreier, dass seine Stimme noch das helle, jugendliche Timbre 
    besitzt. Viel Lockerheit in der Stimme und eine langen Atem erfordert "Wohin?" 
    (Ich hört ein Bächlein rauschen). In "Halt!" hat er eine 
    sauber instrumental geführte Stimme.
    Er singt nicht nur, er spielt die Texte, jede Gefühlsregung spielt er. 
    "Hätt ich tausend Arme zu rühren, könnt ich brausend die 
    Räder führen!", kommt kraftvoll, dynamisch und "Der Neugierige" 
    (Ich frage keine Blume, ich frage keinen Stern) ist mit rührender Unschuld 
    und Schmelz gesungen. Erste Schwierigkeiten zeigen sich bei "Ungeduld", 
    hier meistert er aber mit seiner brillanten Technik das Problem.
      
Seine wahre Stärke 
      zeigt sich aber im zweiten Teil des Zyklus. Ein großes Lob muss auch 
      Camillo Radicke gezollt werden. Hingebungsvoll begleitete er am Flügel. 
      Er schien mit Schreier zu atmen, jedes Ritardando, jede Fermate war, als ob 
      Sänger und Pianist eine Person sind. Jede Gefühlsregung Schreiers 
      setzte er in der Liedbegleitung um. Im zweiten Teil der Müllerlieder 
      steigerte sich Schreier, jetzt kam seine große menschliche Reife zum 
      Tragen. Dramatik konnte er im Lied "Der Jäger" aufbauen und 
      anrührend war "Eifersucht und Stolz". Durch sein ausdrucksstarkes 
      Spiel lässt Schreier die Texte lebendig werden. 
      
      Als er das letzte Lied, "Des Baches Wiegenlied" (Gute Ruh, gute 
      Ruh, tu die Augen zu) singt, ist es im Rathaussaal so still, dass man eine 
      Stecknadel hätte fallen hören. Die Spannung, die Schreier zwischen 
      sich und dem Publikum aufgebaut hat, hält auch nach diesem Lied noch 
      an und erst langsam, nach vielen langen Sekunden, setzt allmählich der 
      Applaus ein.
      Es ist, als ob sich die Menschen erst nach und nach aus dem Bann lösen. 
      Dann aber tobten die Besucher vor Begeisterung und nach der Zugabe "Über 
      allen Wipfeln ist Ruh", von Franz Schubert nach einem Text von Johann 
      Wolfgang von Goethe, bekamen Schreier und Radicke Standing Ovations. JvS
  
    Sächsische 
      Zeitung 18.10.2005 
       Winterreise 
        in den Ruhestand
        Abschied. Kammersänger 
        Peter Schreier beendete in der Marienkirche seine Gesangs-Karriere mit einem 
        bewegenden Schubert-Liederabend.
Großenhain. Man muss kein Kenner des klassischen deutschen Liedgutes sein, um beim Gesang des Tenors Peter Schreier ein Kribbeln auf der Haut zu spüren. Ein gewisser Hang zum Grübeln steckt in den Deutschen ja schon drin, und wenn der Interpret dann noch sein Schubert-Repertoire vorträgt, genügt schon eine Verszeile wie „Als noch die Stürme tobten, war ich so elend nicht...“, um echte Rührung hervorzurufen.
Schreier hat die „Winterreise“ 
    erstmals bei der Eröffnung der Semperoper im Jahr 1985 vorgetragen. Nun, 
    20 Jahre später, schließt sich in der Großenhainer Marienkirche 
    der Kreis. Der Liederabend soll der letzte überhaupt in der Karriere 
    des weltberühmten Sängers sein. Inzwischen 70 Jahre alt, will sich 
    Peter Schreier allein dem Dirigieren – seiner zweiten großen Leidenschaft 
    – widmen. Eigentlich sei er schon viele Jahre über die beste Sänger-Zeit 
    hinaus, sagte er kürzlich in einem Interview. Mögen andere beurteilen, 
    ob man das seiner Stimme anmerkt, in Großenhain sang Schreier mit einer 
    Ausdruckskraft, bei der sich jede kunstkritische Erbsenzählerei verbietet. 
    Vielleicht war es gerade die Wehmut, einen großen Lebensinhalt nun hinter 
    sich zu lassen, die den Sänger so überzeugend wirken ließ.
      
      
      
 
      
Zieht Publikum in 
    seinen Bann
    Nach drei, vier Liedern hat Peter Schreier das Publikum völlig in seinen 
    Bann gezogen. Virtuos wechselt er zwischen fast geflüsterten und verzweifelt 
    herausgesungenen Passagen. Kraftvoll unterstützt vom Dresdner Streichquartett, 
    gibt er dem sonst auf sparsame Klavierbegleitung ausgelegten Liederzyklus 
    eine völlig neue Intensität. 
In den kurzen Pausen zwischen 
    den Stücken regt sich im Publikum keine Hand. Hier ein verstecktes Räuspern, 
    da ein verstohlenes Niesen – hat dort etwa jemand geschluchzt? Und dann 
    ist die „Winterreise“ auch schon zu Ende. Weil keiner Schuberts 
    Werk so gut kennt, dass er Lied Nummer 24 identifizieren könnte, dauert 
    es lange, bis der Schluss-Beifall aufbrandet. Der aber will dann gar nicht 
    mehr enden. (.....)
    M.M.
    Kleine 
      Zeitung Steiermark 01.10.2005  
      Peter Schreier wand den letzten Schumann-Kranz
      Fans feierten den Tenor in einer Standing Ovation im Grazer Stephaniensaal 
Auf seiner Abschiedstournee 
    als Liedsänger bescherte Peter Schreier, 70, Dresdener, Berliner und 
    Wiener Kammersänger, seinem treuen Publikum einen mit viel Wehmut aufgeladenen 
    Musikvereins-Liederabend.
      
      Auswendig
       Seit 1968 Gast im Stephaniensaal - schon beim ersten Konzert sang er 
    wie nun zum Abschied Schumanns Eichendorff-Liederkreis opus 39 - als Liedinterpret, 
    Bach-Evangelist und Dirigent, geizt Schreier nicht: 37 Lieder singt er auswendig, 
    gibt gar noch drei Zugaben, ehe er sich mit Schuberts "Musensohn" 
    zurückzieht.
Perfekt
  Sein heller Tenor spricht immer noch sicher an ("Schöne Wiege meiner 
    Leiden", "Mit Myrten und Rosen"), präsentiert perfekte 
    Atemtechnik und Höhe ("Mondnacht"), dynamische Disposition 
    ("Schöne Fremde") und meisterliche Phrasierung (besonders die 
    Strophe "Da lauschen alle Herzen" im Lied "Wehmut").
    Musikalität und Natürlichkeit passen ideal zur Eichendorff-Welt, 
    bei Heinrich Heines "Dichterliebe" liefert die zynische Ironie eher 
    Schreiers kongenialer Klavierbegleiter Helmut Deutsch. Angesichts von Peter 
    Schreiers enzyklopädischem Schallplatten-Vermächtnis verblassen 
    aber derartige Einwände. 
 
          
          
          The 
            Budapest Sun 29.09.2005  
            A very intimate and personal 
        affair
             Budapest. The 
        world of German Lieder (art songs) is a special one. Whereas opera can feel 
        like bigger-than-life characters emoting with made-for-the-stage gestures, 
        and oratorio can seem hieratic and remote, the German song cycle - especially 
        in the hands of Schubert - is an intimate, personal affair. With the barest 
        of means - a single voice and piano - the Liederkreis tells a story, just 
        to you, and to you alone. That was certainly the feeling that German tenor 
        Peter Schreier and Hungarian pianist András Schiff gave in their excellent 
        concert on September 19. Together they performed Franz Schubert's song cycle 
        Die schöne Müllerin, the tale of a miller boy who falls in love 
        with the miller's daughter, only to be broken-hearted when she turns her interest 
        to a hunter. I was fortunate enough to sit on the stage for this performance, 
        which lent an edge of authenticity. In Schubert's day, these song performances 
        were held not in a concert hall, but a salon, with the audience sitting around 
        the performers. 
Peter Schreier, now 70-years 
    old, still sings with a clear, direct and pleasing voice, so well suited to 
    this music. He was a consummate storyteller, sometimes taking the role of 
    the miller boy, sometimes the narrator. Every necessary shade of expression 
    was given, but always in doses appropriate to this domestic art form. His 
    support in this effort from András Schiff was perfect. Schiff immediately 
    established the character of each individual song right from the opening bars, 
    from the fast-heart-beating pulse of Ungeduld (Impatience) to the fragile 
    collapse of Trockne Blumen (Dry Flowers). 
    Schiff was also wonderfully colorful and expressive in his solo performance 
    of Schubert's Four Impromptus. K.S.
 
          
          
          Wiener 
            Zeitung 28.09.2005 
            Wehmütiger 
        Abschied vom Altmeister des Liedes
        Wien. Welches Lied passte am Ende des Abends besser als "Abschied"? 
        "Ade, du schöne Stadt, ade!" Wenn ein solcher Abschied überhaupt 
        schön sein kann, so war es dieser: Standing Ovations und viele Bravo-Rufe 
        nach einer beeindruckenden "Winterreise" Peter Schreiers, noch mehr 
        als nach "Die schöne Müllerin" am vergangenen Donnerstag. 
        Dabei begann der Abend bereits mit einer kleinen Panne: Als wäre Schuberts 
        "Winterreise" nicht kalt genug, vergaß man, die Klimaanlage 
        abzuschalten, so dass Schreier persönlich noch einmal hinter der Bühne 
        verschwand, um Bescheid zu sagen. 
Sängerische Eloquenz 
  Der zweite Zyklus nach Gedichten von Wilhelm Müller entstand im Februar 
    des Jahres 1827. Von wehmütiger, todessehnsüchtiger Stimmung sind 
    fast alle der 24 Lieder geprägt. Peter Schreiers heller, obertonreicher 
    Tenor berührte das Publikum, stimmte nachdenklich. Erstaunlich, wie wenig 
    sich Stimme und Ausdruck in all den Jahren verändert haben. Sängerische 
    Eloquenz sowie ein untrügliches Gefühl für die Bedeutung eines 
    Wortes prägen seinen Ausdrucksstil, der einmal als "keusche Korrektheit" 
    bezeichnet wurde. Ein "Kammersänger-Feuerzangenbowle-Stil", 
    der, was die Sprache betrifft, an so großartige und beliebte Schauspieler 
    wie Heinz Rühmann oder später Theo Lingen erinnert. 
Peter Schreier ist Meister des fantasievollen Singens. Gerade der "Lindenbaum", welcher Volkslied und Kunstlied von einem Moment zum anderen vereint, verkam bei Schreier nicht zum Ohrwurm, sondern bildete eine kleine, eigenständige Welt, genau wie die eiskalte Leere in "Der Leiermann". Schreier erweckt Bilder zum Leben, und das zeichnet einen großen Liedsänger aus. Er pflegt zudem außergewöhnlich viel Augenkontakt mit dem Publikum, was seine Rolle als Erzähler nur unterstreicht. Pianist Camillo Radicke war ihm auch dieses Mal ein unauffälliger, aber zuverlässiger Begleiter.
"Habe Dank!" 
  Peter Schreier ist ein letztes Grußwort im Programmheft gewidmet: "Durch 
    Jahrzehnte hindurch sind wir aufs schönste beschenkt worden", heißt 
    es darin. "Bleibt, ihm heute noch einmal von Herzen zu sagen: Habe Dank!" 
    MLvB 
      
      
      
      
      Wiener 
        Zeitung 24.09.2005  
        Begnadeter 
        Sohn der Musen
        Wien. Abschiedstourneen sind seine Sache nicht. Doch hat es sich herumgesprochen: 
        Peter Schreier beendet seine Karriere. Im Musikverein wird auf "Die schöne 
        Müllerin" zuletzt die "Winterreise" folgen. Dank und herzliche 
        Sympathie gingen gleichsam von Sänger und Publikum aus. (.......) 
Erzähler mit 
    Passion 
    Aus diesen beiden, aus Seele und Herz, besteht Peter Schreiers Interpretation. 
    Durch sein helles Timbre ungeheuer wortdeutlich, pflegt er einen "gebildeten" 
    Gesangsstil, der heutzutage nur mehr selten anzutreffen ist. Dynamische Schattierungen, 
    ein Reichtum an Stimmfarben sowie eine durch und durch gepflegte Legato-Kultur 
    machen ihn auch heute noch zu einem der bedeutendsten Liedinterpreten unserer 
    Zeit. Interpretation ist ihm wichtiger als schöner Klang, und auch wenn 
    die Intonation manchmal nicht ganz rein ist, entspricht seine häufig 
    deklamierende Ausdrucksweise immer dem Charakter des Liedes. Schreier ist 
    ein Erzähler und erzählt lieber Andante als Presto. Wunderbar fragend 
    waren "Der Neugierige" oder sein "Morgengruß", sich 
    fast überschlagend in "Ungeduld"; in wagnerischem Loge-Timbre 
    klagte er "Die böse Farbe" an, hatte mit "Eifersucht und 
    Stolz" zu kämpfen, um schließlich in "Des Baches Wiegenlied" 
    seinen Frieden zu finden. "Der Himmel da oben, wie ist er so weit!", 
    lautet die letzte Zeile. Doch in so bedrückter Stimmung wollte der Künstler, 
    solide und sicher begleitet von Pianist Camillo Radicke, sein Publikum nicht 
    nach Hause schicken. "Wanderers Nachtlied", "Liebesbotschaft" 
    sowie "Leise flehen meine Lieder" waren romantische Draufgaben. 
    Doch "zum Schluss", wie er sagte, passte wirklich nur eines: "Der 
    Musensohn"! MLvB
 
            
    Die 
      Presse 24.07.2005 
      Ein 
        Meister nimmt Abschied 
        Peter Schreier 
        gibt seine letzten Liederabende in Wien: Schubert, innig, klar. 
        
        Wien. 
        Ovationen zuletzt, versteht sich. Nicht nur in Wien schwingt bei solchen Gelegenheiten 
        die Dankbarkeit für Jahrzehnte künstlerischer Geschenke mit, die 
        ein Sänger seiner Verehrergemeinde beschert hat. Peter Schreier kehrt 
        noch einmal als Lied-Interpret in jenes Haus zurück, in dem er seit 1965 
        ohne Unterbrechung sein Konzertrepertoire präsentiert hat, als Evangelist 
        in den Bach-Passionen, als Oratorien-Sänger von singulärem Format, 
        als Liedgestalter. Donnerstag sang er im Brahmssaal noch einmal Schuberts 
        "schöne Müllerin", Sonntag und Montag ist die "Winterreise" 
        avisiert. Das sind dann unwiderruflich die letzten Gesangsabende dieses Tenors 
        in Wien. 
        
        Von der Opernbühne, die er vor allem als Mozart-Tenor über lange 
        Jahre beherrschte, hat sich Schreier schon vor einiger Zeit verabschiedet. 
        Er tat es so heimlich, ohne großes Aufheben zu machen, wie er das jetzt 
        auch in Sachen Liedgesang vorhat. Doch kann er nicht verhindern, dass seine 
        Hörergemeinde die Schubert-Abende nun als Summe eines verehrungswürdigen 
        Sängerlebens registriert. 
Gewiss, die Leichtigkeit, die Strahlkraft, mit der Schreier einstens auch Passagen wie das jubelnde "dein ist mein Herz" in der bebenden "Ungeduld" bewältigte, sie sind längst dahin. Doch welche Klarheit, welcher gestalterische Durchblick herrscht hier von Ton zu Ton, von Phrase zu Phrase, geboren aus einem innigen Textverständnis und dem Wissen um kleinste Nuancen, die Sprache und Musik zur expressiven Botschaft verschmelzen - auch dort, wo Schubert die Strophenform der Vorlage Wilhelm Müllers übernimmt, erst recht in jenen Momenten, da er sie transzendiert und die Fesseln von Versmaß und Metrik abstreift.
Man lauscht fasziniert, begreift, warum der Komponist hier und da längere Notenwerte vorsieht, als im Fluss der Melodie simpelsten Falls angezeigt scheint, warum ein scheinbar harmloses Naturbild mit harmonischen Trübungen kommentiert wird: Es steht ein Schicksal dahinter, wird in der kunstvoll modellierten Gesangslinie greifbar; und zwar ohne dass der Interpret zu drastischen Ausdrucksmitteln greifen müsste. Schreier singt mit makelloser Technik, beherrscht seine Stimme wie eh und je - und gewinnt aus ihr mit sanftesten Modulationen die nötige Beredtheit.
Seinem Partner am Klavier, Camillo Radicke, geht sie durchaus ab. Er stützt den Gesang des verehrten Sängers behutsam, aber ohne auch nur annähernd vergleichbare Differenzierungskunst, die der wahren Größe von Schuberts Liederzyklus erst angemessen wäre, der nicht nur dem Tenor höchste, fein verästelte Gestaltungskunst abverlangte.
Wie auch immer: Am Montag 
    wird mit der "Winterreise" im Wiener Musikleben eine Ära zu 
    Ende gehen. Das "Habe Dank!", das die Gesellschaft der Musikfreunde 
    ihrem Ehrenmitglied ins Programm gedruckt hat, 
    ist ein vielstimmiges. W.S. 
      
      
          Klassik.com August 
      2005 
      Bach im Blut
      Peter Schreier singt seine letzte Johannes Passion
      
      Glücklich, wer um die Größe dieses Abends wusste. Denn wenn 
        der weltberühmte Tenor Peter Schreier im Rahmen der Darmstädter 
        Residenzfestspiele ein letztes Mal als Evangelist und Dirigent in Bachs Johannes 
        Passion [in Deutschland] zu erleben ist, kann dies bedenkenlos als 
        Sensation bezeichnet werden – bloß dass 'Sensation’ hier 
        nichts zu tun hat mit dem derzeit viel beschworenen und doch allzu flüchtigen 
        'Event’, sondern einen Begriff einschließt, der heute antiquiert 
        erscheint und leider kaum mehr verstanden wird: historische Bedeutung. Schreier 
        ist der wohl letzte aktive Vertreter einer Sängergeneration, die in den 
        70er und 80er Jahren Maßstäbe gesetzt hat und deren Interpretationen 
        in vielerlei Hinsicht unerreicht geblieben sind. Mit dem Abschluss seiner 
        Sängerlaufbahn werden Brücken abgebrochen zu einem Kapitel des Gesangs, 
        das nunmehr nur noch über Tonträger zugänglich sein wird. Eine 
        Ära geht zu Ende. 
Warum Schreier jahrzehntelang 
    als der Bach-Tenor schlechthin galt und geradezu selbstredend mit der Partie 
    des Evangelisten identifiziert wurde, lässt sich nach der Darmstädter 
    Johannespassion nicht nur erahnen, sondern bestens nachvollziehen. Auch kurz 
    nach Vollendung des 70. Lebensjahres gibt er sich stimmlich keine Blößen 
    und führte seinen unverwechselbar timbrierten, schlanken Tenor mühelos 
    über alle Hürden der vertrackten Rezitative. Einzig die Tatsache, 
    dass Schreier die Partie – vielleicht stärker als zu seinen Glanzzeiten 
    – von der Sprache her entwickelte, vor allem die Tiefe weniger aussang, 
    könnte man als ein klug angelegtes, aber stilistisch tadelloses Sicherheitsnetz 
    deuten. Aber welch Legato! Welch wunderbare, aus dem Falsett entwickelte Höhe 
    und schlafwandlerische Koloratur! Die selbst in höchster Dramatik gewahrte 
    Balance zwischen technischer Disziplin und Expressivität ist sicherlich 
    ein Hauptgrund dafür, dass Schreier sich die Frische und Gesundheit seines 
    Materials so lange erhalten konnte. Als wäre dies nicht schon faszinierend 
    genug, gelang es ihm auch noch, Gesangspartie und Dirigat zu einer untrennbaren 
    musikalischen Einheit zu verschmelzen. Kein Zweifel, Peter Schreier hat Bach 
    im Blut wie kein Anderer – da überraschte es auch nicht, dass er 
    die gesamte Passion auswendig bewältigte. 
  
![]()  | 
    
Doch nicht nur die herausragende Leistung Schreiers prägte sich ein an diesem Abend. Besonderes Lob verdienen die vorzüglich musizierende Darmstädter Hofkapelle und der hervorragend studierte, mit dichtem, homogenem Klangbild (selten hört man so lupenreine Sopranhöhen) und dramatischem Verve überzeugende Konzertchor Darmstadt. Die Leistungen der übrigen Gesangssolisten waren solide, teils gar erstklassig. Während Simone Nold ihre beiden Arien mit perfektem, silbrig schimmerndem Sopran sang und Konrad Jarnot die Jesusworte mit edlem, gut auf dem Atem platziertem Bariton würdevoll gestaltete, erwies sich Annette Markerts Alt als zu routiniert, um in der Arie „Es ist vollbracht“ anzurühren. Egbert Junghanns (Bass) und der kurzfristig für den erkrankten Markus Ullmann eingesprungene Martin Petzold (Tenor) bestritten ihre Partien souverän, aber mit vergleichsweise wenig Raffinement.
Doch bei einer solchen Aufführung, einem Abend, an dem im Grunde alles stimmt, stellt sich die Frage, ob das Betrachten von Einzelleistungen überhaupt angemessen ist. Diese Johannes Passion war so lebendig wie Bach, wie Musik nur sein kann, im Innersten zusammengehalten nicht nur durch eine großartige Künstlerpersönlichkeit, sondern durch Kräfte, die sich einer Erklärung weitgehend entziehen. A.S.
 
      Darmstädter 
        Echo 23.08.2005  
        Abschied vom Evangelisten
        Johannespassion: Abschluss der Darmstädter Residenzfestspiele: Der 
        Tenor Peter Schreier singt und dirigiert Bach
        
        Darmstadt. Unglaublich, welche Frische, Ausdruckskraft und deklamatorische 
        Klarheit die Stimme des Siebzigjährigen besitzt. Dennoch: Peter Schreier 
        nimmt seinen nur wenige Tage zurückliegenden runden Geburtstag zum Anlass, 
        seinen Rückzug als Evangelisten-Tenor anzukündigen. Nach der grandiosen 
        Aufführung der Bachschen Johannespassion in der Darmstädter Stadtkirche, 
        die den Abschluss der Residenzfestspiele markierte, möchte man dem Künstler 
        am liebsten raten, seinen Entschluss zu revidieren. 
![]()  | 
    
Schreier, berühmt als Mozartspezialist, Oratoriensänger und Liedinterpret und auf allen großen Opernbühnen und Konzertpodien zu Hause, pflegt seit Jahrzehnten auch das Dirigieren. Als musikalischer Leiter und Evangelisten-Berichterstatter in Personalunion sorgte er am vergangenen Sonntagabend in der Stadtkirche mit dem Konzertchor Darmstadt, der Darmstädter Hofkapelle und einem ausgezeichneten Solistenquintett für eine ungemein packende, sehr musikalische und inhaltlich überzeugende Aufführung.
Schreier kennt jede Note der Johannespassion, er lebt jeden Takt mit und vermittelt – auswendig singend und dirigierend und mit Blick zum Publikum inmitten der Musiziergemeinschaft agierend – jede Nuance mit suggestiver Gestik und Mimik an die Sänger und Instrumentalisten. Hautnah erlebt man auf diese Weise einen Dirigenten, der keinen Taktstock benötigt, sondern Klänge je nach Ausdruckswerten mit zackigen oder runden, federnden oder starren, fließenden oder energischen Bewegungen modelliert und dabei frappierende Klangmischungen zwischen Orchester, Soli und Chor erreicht. Zusätzlich erlebt man einen höhensicheren, überwältigend facettenreichen Evangelisten-Tenor von überlegener Stilsicherheit und anrührender Ausdruckskraft, beispielhaft in der Textverständlichkeit zwischen makellosem Parlando und abschattierter Deklamation.
Schreiers Suggestionskraft treibt die 34 ausgesuchten Sängerinnen und Sänger des Konzertchores Darmstadt zu Höchstleistungen an. Die Turbachöre leben von ohrenfällig klarer Diktion und hoher stimmlicher Transparenz Leicht und tänzerisch, als Meisterleistung chorischer Polyphonie von kaum zu überbietender Präzision der Artikulation, geraten die synkopisch ineinander verschränkten Rhythmen („Lasset uns nicht zerteilen“). Kontrastierend hierzu gestaltet Schreier die Choräle in fließender Ruhe, mitempfindend („Wer hat dich so geschlagen“), voller Leuchtkraft („In meines Herzens Grunde“) oder energisch, als wolle er die Glaubensfestigkeit betonen („Christus, der uns selig macht“).
Mit der Darmstädter Hofkapelle (Konzertmeister: Ingo de Haas) stand ein engagiertes Ensemble zur Verfügung, in dem sich historisches (Viola d’amore und Gambe) und modernes (Streicher, Bläser) Instrumentarium harmonisch verbanden. Stets souverän und (gelegentlich fast zu) klangintensiv agierte die viel beschäftigte Continuogruppe um Hansjörg Albrecht (Orgelpositiv und Cembalo). Hervorragend waren auch die Gesangspartien besetzt: Simone Nold mit hellem Sopran, Annette Markert mit warm timbriertem, ausdrucksvollem Alt, Martin Petzold (eindringliche Tenorarien), Konrad Jarnot (Jesusworte mit noblem Bass) und Egbert Junghanns (pointiert als Pilatus, lyrisch wohlklingend in den Bass-Arien). Großer Applaus in der Stadtkirche. A.S.
 
      Darmstädter 
        Echo 20.08.2005  
        Ein Drama in Liedern 
        Der Startenor Peter 
        Schreier singt bei den Darmstädter Residenzfestspielen Franz Schuberts 
        "Schöne Müllerin" 
        
        Darmstadt. Es könnte 
        ein einfaches Liebeslied sein. "Dein ist mein ganzes Herz" singt 
        der Müller, und Schubert lässt die Musik im Überschwang drängen. 
        Aber es gibt eine verräterische Zeile, die andeutet, dass die erfüllte 
        Liebe mehr Wunsch ist als Wirklichkeit. "Und sie merkt nichts von all 
        dem bangen Treiben": Peter Schreiers kluge Deklamation löst diesen 
        Satz aus dem musikalischen Fluss heraus. Es ist nur ein kleiner Wechsel der 
        Klangschattierung, aber man ahnt das Unheil dieser vordergründig heiteren 
        Seelenlage.
So lenkt ein Interpret 
    die Aufmerksamkeit seines Publikums. Wahrscheinlich weiß Peter Schreier 
    selbst nicht, wie oft er Franz Schuberts Liederzyklus "Die schöne 
    Müllerin" schon gesungen hat. Aber er hat angekündigt, dass 
    er es nicht mehr oft tun wird. Der Liederabend am Donnerstag bei den Darmstädter 
    Residenzfestspielen zählt zu den letzten Konzerten, die der gerade siebzig 
    gewordene Solist als Sänger geben wird. Es ist gewiss eine kluge Entscheidung, 
    sich ganz aufs Dirigieren zu konzentrieren. Singen ist Schwerarbeit, und eine 
    Stimme verändert sich. Auch bei Peter Schreier. Sein Tenor hat den Glanz 
    bewahrt, die charakteristisch helle Färbung, mit der dieser Sänger 
    seinen eigenen Stil im Lied-, Opern und Oratorienfach geprägt hat. Aber 
    es sind auch Zeichen zunehmender Angestrengtheit zu hören. Schreier zählte 
    zu den Sängern, die in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts 
    Maßstäbe gesetzt haben. Es war eine gewisse jugendliche Unbekümmertheit, 
    die allein der Klang dieser Stimme mitteilte, verbunden aber mit einer unbedingten 
    gestalterischen Präzision, die ja eigentlich das Gegenteil von derlei 
    Lockerheit verlangt. 
      
Zur gestalterischen 
      Routine gehört es ebenso, sie sich nicht anmerken zu lassen. Es ist ja 
      auch die Routine der Konzentration, und die ist bei einem Freiluftkonzert 
      nicht einfach zu erreichen, wenn gerade zu Beginn eines zarten Liedes wie 
      "Der Neugierige" ein Motorrad die Zeughausstraße passiert. 
      Aber dafür, dass der Innenhof des Kollegiengebäudes mitten in der 
      Stadt liegt, bietet er einen ausgezeichneten Schutz gegen die meisten unerwünschten 
      Geräusche. Aber nicht gegen alle; spätestens in der zweiten Hälfte 
      des Zyklus machte sich manchmal ein merkwürdiges Quietschen bemerkbar, 
      das möglicherweise aus der Pedalmechanik des Flügels kam. 
Die Kunst der Versenkung
  Aber Schreier beherrscht die Kunst der Versenkung, aus der heraus er kalkulierte 
    Seelenlandschaften öffnet. Vor dem Lied "Trockne Blumen" legt 
    er eine lange Konzentrationspause ein, und aus der Stille heraus baut er eine 
    lyrische Miniatur auf, deren dichte Stimmung ihresgleichen sucht. So präzise 
    ist die Interpretation, dass sie über den gut sechzigminütigen Zyklus 
    kein Entgleiten der Aufmerksamkeit duldet. Das Spiel mit Phrasierung und Klangfarben, 
    das geschmeidige, kaum merkliche Anziehen des Tempos etwa in der Jagdhornstrophe 
    aus "Des Baches Wiegenlied", die sparsame gestiche Unterstützung, 
    die der unglücklichen Liebesgeschichte, zu der sich die Lieder summieren, 
    eine behutsam dramatische Schärfung gibt: Schreier spielt virtuos mit 
    seinem gestalterische Repertoire, und er schafft mit ihm eine Spannung die 
    sich begeistertem Beifall löste. Dass ihm das nicht immer mit jener spielerischen 
    Mühelosigkeit gelingt, die ihn früher einmal begleitet hat, ist 
    nicht überraschend. Aber die Raffinesse der Interpretation ist stärker.
Das Publikum hätte ihm gewiss gerne noch länger zugehört, aber mit Zugaben war der Star sparsam. Nach dieser dichten Darbietung hätte ja auch wenig mehr gepasst als "Wanderers Nachtlied", mit dem Schreier sein Publikum entließ. Für seinen Klavierbegeleiter Alexander Schmalcz war es eine weitere Gelegenheit, delikate Klangfarben auf diskrete Weise auszukosten. Der Pianist agierte dezent, aber wirkungsvoll im Hintergrund, lieferte deutliche Impulse, blieb aber in der gestalterischen Anlage eng an den Vorgaben des Solisten orientiert. J.B.
   
      Sächsische 
        Zeitung 27.06.2005  
        Hohelied des Kunstgesangs 
        Der Kreischaer Robert-Schumann-Verein 
        veranstaltet alle zwei Jahre im schönen Reinhardtsgrimmaer Schloss eine 
        dreitägige Schumanniade, ein Musikfest für den großen sächsischen 
        Romantiker, der mit seiner Familie 1849 auf der Flucht vor der Revolution 
        einige Zeit in Kreischa Aufenthalt nahm. (......) Der 
          Meistbeschäftigte der diesjährigen Veranstaltung war András 
          Schiff, der ungarische Meisterpianist, einer von den wenigen, die es sich 
          leisten können, ihre eigenen Instrumente auf Konzertreisen mitzunehmen. 
          (.....) 
          Die Matinee am Sonntag brachte die "Märchenbilder" op. 113 
          für Viola und Klavier von Schumann. Schlichtig und Schiff hatten ganz 
          offensichtlich Spaß und Lust am Musizieren. Der ganz offene Deckel des 
          Pleyel-Flügels (der mitgebrachte Bösendorfer konnte nicht über 
          die Treppe transportiert werden) hatte zur Folge, dass die fantastisch gespielte 
          Bratsche manchmal etwas unterging. Drei 
            Balladen von Friedrich Hebbel, von Schumann für Deklamation und Klavier 
            komponiert, schlossen Peter Schreier als Rezitator ein. 
  
![]()  | 
      ![]()  | 
    
  Das bedeutsamste Ereignis 
    des kleinen Musikfestes war bereits am Freitag der Liederabend von Peter Schreier, 
    angekündigt als sein letzter. Sicher, alles geht einmal zu Ende, auch 
    die Karriere eines Sängers. Aber bei diesem über Jahrzehnte gereiften, 
    genialen Künstler tut es weh, ihn scheiden zu sehen. Schreier sang noch 
    einmal die drei großen Liederzyklen Robert Schumanns und verkörperte 
    noch einmal das "Hohelied des Kunstgesangs". Wer machte oder macht 
    es ihm gleich? Einige Beispiele: Solch eine meisterhafte Handhabung des Kopfregisters, 
    das er nahtlos mit dem Falsett zu mischen versteht! Solch eine Wortdeutlichkeit! 
    Und welch ein Gefühl für Rhythmus! Solch eine tief empfundene Ausdeutung 
    der Dichtungen Heines und Eichendorffs! Solch ein dynamischer Wechsel zwischen 
    Lyrik und Dramatik! Und nicht zuletzt, welch großartige Spannungsbögen, 
    die er über ein ganzes Lied zu ziehen vermag. Irgendwelche Lieder herauszugreifen 
    erübrigt sich: Jedes einzelne von ihm interpretierte wurde zu einer Kostbarkeit.
      
    András Schiff an seinem Pleyel-Flügel, der im Diskant, aber auch 
    nur dort, ganz bezaubernd klang, war Schreier ein kongenialer Partner, seine 
    Nachspiele atmeten Robert Schumanns Geist. Der Abend schloss zwar - Bezug 
    nehmend - mit den Worten: "Ich senkt' auch meine Liebe und meinen Schmerz 
    hinein". Doch Schreier ließ es sich nicht nehmen, drei Zugaben 
    zu singen, darunter zwei ganz optimistische, heitere Lieder von Franz Schubert.
Was bleibt ist Wehmut, 
    aber auch Hoffnung, dass man diesen großen Künstler wenigstens 
    immer mal wieder als Dirigent erleben kann. H.W. 
      
    
    
 More 
    2005 Rezenionen / more 2005 reviews