Rezensionen Archiv / Reviews Archive

2004

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Gazzetta di Parma 12.12: L'emozione del Messiah
Dresdner Neueste Nachrichten
19.11: Stets dem Inhalt dienend

Hufvudstadsbladet
02.11: Emotionellt drabbande utanförskap
Sächsische Zeitung
24.09: Der doppelte Müller
Dresdner Neueste Nachrichten
13.09: Gelungener Einstand für "teure Halle..."
Thüringer Allgemeine
08.09: Kunstfest Weimar Lieder in Kontrast
Vorarberger Nachrichten
02.09: Romantik mit Peter Schreier
Merkur Online
28.06: "Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne"
Vorarlberger Nachrichten
24.06: Schubertiade: Schreiers Fest edler Gesangskunst
Sächsische Zeiting
21.06: Bekannte Tour durch eine neue Klangwelt
Turun Sanomat
10.06: Virsi-ilta Bachin tapaan
Sächsische Zeitung
26.04: Dresdner Walzernacht
Le Temps
22.04: La «Passion» implacable de Peter Schreier
Sunday Times
13.03: 'Messiah' rings with a different kind of passion
Sächsische Zeitung
12.02: Der Sänger erzählt über sich
Sächsische Zeitung
10.02+ 14.02: Aus Hundertschaften von Tenören zu erkennen





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Gazzetta di Parma 12.12.2004
L'emozione del Messiah
Ascoltare il Messiah di Haendel all'avvicinarsi del Natale, in tempi sempre pi ù distratti e confusi quali quelli che stiamo vivendo, è pur sempre occasione di intimo coinvolgimento; cosí è parso evidente dall'attenzione con cui il pubblico che gremiva la Cattedrale ha seguito l'esecuzione dell'altra sera, rinnovata proposta augurale della Fondazione Teatro Regio. Lo si era ascoltato, infatti, un anno fa, nella stessa occasione festosa e potrà forse diventare un appuntamento fisso, un momento, grandioso e intimo insieme, di riflessione nel ripercorrere il dramma religioso e umano, quale Haendel ha saputo ricreare con la sua infiammata, tenerissima fantasia. Era appunto la dimensione offerta dalla lettura che ha nuovamente proposto Peter Schreier, alla guida della compagine orchestrale e di quella corale del nostro teatro, una visione sottratta al gigantismo con cui il celebre oratorio, già sul finire del settecento, è andato via via accrescendo la sua celebrità e riportata, appunto, a quel passo narrativo pi ù naturale proprio di quella tradizione di cui il grande tenore, oggi importante direttore, si è nutrito, fin dalla sua prima formazione tra i «pueri cantores». Un passo, quello di Schreier, pure sottratto a certe compiaciute, fin troppo istiganti rarefazioni di stile a vantaggio di quella dialettica discorsiva che entro il grande affresco va liberandosi in maniera organica, nella circolarità che unisce le arie, con la loro ineffabile malía melodica, agli impulsi pi ù realistici dei recitativi per riassumersi poi nelle vertiginose campiture contrappuntistiche; in una sequenza che Schreier ha realizzato secondo una naturale eloquenza, proprio nello spirito di una stringente unità, potremmo dire drammaturgica, da imprimere al grande racconto. Ha avuto come tramiti significativi nell'articolazione dei « personaggi » un quartetto vocale di tutto rispetto composto dal soprano Annette Dasch col suo timbro luminoso, dall'espressivo contralto Annette Markert, dal tenore Fabrice Dalis e dal baritono Markus Butter, quest'ultimo già presente lo scorso anno, animatori di un gioco solistico che ha trovato facile integrazione con il Coro diretto da Martino Faggiani che nella sollecitazione certo non comune di questo rinnovato appuntamento haendeliano ha riconfermato il fervore di un'adesione, ben testimoniata dagli esiti, e lo stesso si deve dire dell'impegno dell'orchestra, ben rispondente alle istanze interpretative di Schreier. Un prolungato applauso ha accomunato alla fine tutti gli artefici di questa significativa serata, conclusasi con la replica dell' Alleluia. g.p.m.

Dresdner Neueste Nachrichten 19.11.2004
Stets dem Inhalt dienend
Vor gut einer Woche ist die Dresdner Kreuzkirche nach mehrmonatiger Sanierungsphase wiedereröffnet worden. Zu tun bleibt trotzdem noch einiges (Gestühl, Treppenhäuser), weshalb weiterhin Benefizkonzerte für die Innensanierung des Gotteshauses veranstaltet werden. Für ein solches am Buß- und Bettag konnte ein Mann gewonnen werden, der mit der Kreuzkirche eng verbunden ist: Peter Schreier sang hier schon als Kruzianer, auch später folgten ungezählte Auftritte des Tenors. Gekommen war er diesmal freilich als Dirigent. Das Concerto Agile - gegründet und geleitet von einem ehemaligen Kruzianer der jüngeren Generation, Hansjörg Albrecht - und der Favorit- und Capell-Chor Leipzig musizierten unter seiner Leitung drei Motetten sowie die Kantate "Ich hatte viel Bekümmernis" von J. S. Bach.

Zwei der Motetten, "Singet dem Herrn" und "Jesu, meine Freude" ließ Schreier continuobegleitet singen, für die dritte, "Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf", traten darüber hinaus hohe Streicher und Oboe dazu. Die Sensibilität, die das vornehmlich aus Musikern der Sächsischen Staatskapelle und der Dresdner Philharmonie bestehende Orchester dabei an den Tag legte, ist unbedingt zu unterstreichen, namentlich das Continuo verstand es hervorragend, der Stimmführung, dem Atmen eines Chores zu entsprechen. Die zehn Damen und acht Herren des mit Bachs Werken bekanntlich bestens vertrauten Favorit- und Capell-Chores - der übrigens in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert - zeigten eine präzise und stets dem Inhalt dienende Herangehensweise an die Motetten, die durch wachen, freilich nie überzogenen Umgang mit Tempi, Dynamik (Mut zum wirklichen Piano) und Agogik große Lebendigkeit erhielten. Was man vermisste, war das Verschmelzen der einzelnen Stimmen zu einem echten Chorklang, zudem blieben die Spitzentöne des etwas stählern klingenden Soprans ohne die nötige Weite.

In einer nahe gehenden Interpretation, die den Weg aus der Trauer in die Freude sehr sprechend nachvollziehbar machte, beschloss die Kantate den Abend. Einzig die Anlage des ersten Chores schien nicht ganz schlüssig, der Textabschnitt "Ich hatte viel Bekümmernis" geriet recht flott, was bei seinem Kontrapunkt "aber deine Tröstungen..." keine Steigerung mehr zuließ. Beredte Schlaglichter setzten die Gesangssolisten Ute Selbig (Sopran), Martin Petzold (Tenor) und Egbert Junghanns (Bass), zudem seien die beseelte Oboe (Sebastian Römisch) und das virtuose obligate Cello (Jörg Hassenrück) in der Tenorarie "Erfreue dich, Seele" hervorgehoben.

Letzteres freilich wurde auch ein wenig Opfer der Akustik, die einige Töne einfach wegschluckte. Viel hängt hier offenbar trotz der beabsichtigten Verbesserungen im Zuge der Sanierung von der Aufstellung im Altarraum ab. Schienen zuletzt beim Brahmsrequiem die Bässe etwas unterbelichtet, waren sie diesmal eher im Vorteil. Gerade wenn nur das mittig postierte Continuo spielte, dominierte der 16-Fuß. Die Mittelstimmen hingegen schienen benachteiligt, ein Phänomen, das den Chor ebenso betraf. Hinzu kommt: Je größer und differenzierter die Palette der begleitenden Instrumente, desto schwieriger die Lage für den Chor. Allein an der Sprache war dies gut nachvollziehbar: Der Favorit- und Cappell-Chor war da durchaus vorbildlich, doch zumal in den Chören der Kantate ging einiges an Deutlichkeit verloren. S.G.

Hufvudstadsbladet 02.11.2004
Emotionellt drabbande utanförskap
Tänk så självklart enkelt allt ter sig när man kan sin sak. För den tyske veterantenoren Peter Schreier är det lika naturligt att sjunga Winterreise - ett verk han umgåtts med i hela sitt liv - som att äta, andas och promenera.
Schreier närmar sig Wihelm Müllers och Franz Schuberts ödsliga vinterlandskap med den vakne iakttagarens genomträngande blick. Inget undgår hans falköga och han följer lika ödmjukt som målmedvetet den utstötte vandraren i hans tragiskt predestinerade stig. Han formar var och en av de universella miniatyrerna med en precision och inlevelse som är genuint berörande och hans känsla för subtila känslomässiga och klangliga schatteringar är lika absolut som hans befriande chosefria sätt att gestalta dem. Schreiers stämma har naturligtvis sett sina bästa dagar men i den här repertoaren är det knappast till förfång, snarare tvärtom. Hans avgörande styrka är den långt utvecklade karakteriseringsförmågan, som, allt efter behov, tillåter honom växla mellan andlösaste pianissimo och dramatiska desperationsutbrott.
Han tecknar med minimala åtbörder de frostiga själsliga landskapen, mot vilkas bakgrund minsta lilla strimma av hopp eller nostalgiska hågkomst ter sig som en plötsligt frambrytande solstråle i det kompaktaste av mörker.
En av mina första stora upplevelser av denna märkliga, outsinligt rika sångcykel var med Martti Talvela och Eero Heinonen. Nu, knappt tjugo år senare, satt Heinonen igen vid pianot och knappast kunde Schreier ha önskat sig en mer lyhörd och sensibel partner.
I Heinonens händer växte den skenbart enkla pianostämman ut till ett emotionellt mångfasetterat spektrum av oanade proportioner och Schreiers flexibelt nyanserade tenor smalt ihop med Heinonens dito pianospel till en fruktbar syntes av ord, ton och direkt drabbande känsla. M.L.

Peter Schreiers uppträdande på söndagen i Sibelius-Akademin var hans sista i Finland i egenskap av sångare. Schreier avslutar sin sångarkarriär i juni 2005 men fortsätter efter det som dirigent.

Sächsische Zeitung 24.09.2004
Der doppelte Müller
Packender Peter Schreier
Bis auf den letzten Platz besetzt war die Aula des Meißner Gymnasiums St. Afra beim Liederabend des Meißner Ehrenbürgers Peter Schreier. Es fand anlässlich der 1075-Jahr-Feier der Stadt statt. Und der Abend war ein echter Genuss. Was Schreier vor einigen Tagen in Dresden bei den „Magelone“-Romanzen von Brahms geleistet hatte, wiederholte er potenziert bei den Liedern von Franz Schubert und Wilhelm Müller. Letzterer mag bei den Texten vielleicht selbst ein bisschen in die Rolle des jungen Müllerburschen geschlüpft sein und sich so quasi verdoppelt haben. Diese Texte – Wilhelm Müller war ein guter Dichter – waren dank Schreiers vorzüglicher Sprachbehandlung lückenlos zu verstehen.

Glücksfall eines Pianisten mit Camillo Radicke
Es kamen aber noch viele andere Positiva der Gestaltung hinzu. Schreier interpretierte nicht allein die Musik, sondern ging auch den Liedinhalten detailgetreu nach, was sich besonders auf die vielen Textwiederholungen auswirkte. Fast jede von ihnen war anders, ohne dass sich Schreier in Kleinlichkeitskrämerei verlor. Das war auch in seiner Mimik abzulesen, die Freude, Hoffnung, Trauer, Verzweiflung widerspiegelte. Damit erhielten die zwanzig Lieder jeweils ihren eigenen gestisch-erzählenden Charakter. Und über Schreiers Pianissimo und sein Decrescendo im hohen Register kann man nur staunen.
Camillo Radicke am Klavier kann als Glücksumstand gelten. Nur selten trifft man auf einen Begleiter, der die Gestaltung des Sängers in jeder Feinheit mitvollzieht, keine technischen Mängel erkennen lässt und nirgendwo gegen die notwendige Lautstärkebalance verstößt. Den starken Beifall der Zuhörer hatte auch er vollauf verdient. P.Z.


Dresdner Neueste Nachtrichten 13.09.2004
Gelungener Einstand für "teure Halle..."
Dresden. Das Konzert am Sonntagabend im Dresdner Kulturrathaus war insofern außergewöhnlich, weil ausnahmsweise einmal nicht die ausführenden Künstler die Stars der Veranstaltung waren. Diese Position nahm der Veranstaltungsort ein, denn der große Saal erfuhr seine feierliche Einweihung nach mehrjähriger Bauzeit.(.....) Der neue große Saal, für dessen Wiederherstellung lange Zeit kein Geld vorhanden war, ist mit 230 Sitzplätzen nur um weniges größer als der kleine nebenan und weist im Gegensatz zu diesem keine alten Deckenbalken auf. Er ist ein Saal im klassischen Schuhkartonstil, im unteren Teil holzgetäfelt. Man kann ihn als reinen funktionalen Zweckbau bezeichnen, denn er verzichtet auf jegliche Schmuckelemente. (.....) Eins aber lässt sich nach dem Eröffnungskonzerts sicher sagen: für Gesang eignet sich der Saal. Kein Geringerer als Peter Schreier gab ihm im Rahmen der Reihe "Das Lied in Dresden" die höheren Weihen. Auf dem Programm stand "Die schöne Magelone" von Johannes Brahms nach dem Text von Ludwig Tieck. Sehen wir davon ab, dass die gar wundersame Geschichte vom Grafen Peter von Provence und der schönen Magelone in Inhalt und Sprache hart an der Grenze zum Kitsch angesiedelt ist und von Wolf Euba mit gerade noch vertretbarem Pathos gelesen wurde.
Bleiben wir statt dessen bei der Wiedergabe der fünfzehn Romanzen. Und da setzt auch diesmal wieder das große Staunen darüber ein, über welche stimmlichen Möglichkeiten Schreier noch immer verfügt, obwohl er sein siebzigstes Lebensjahr begonnen hat. Da ist fast nichts an altersbedingter Abnutzung des Stimmmaterials zu entdecken; Schreier kann noch immer große Linien voll aussingen, ohne an Spannung nachzulassen; auch hohe Töne, die nach wie vor kopfig angesetzt sind, sprechen ohne Verzögerung an; Registerwechsel sind in einem weiten Bereich möglich und vollziehen sich unmerklich. Selbst hoch dramatische Passagen wie etwa in "Wie soll ich die Freude, die Wonne denn tragen?", für lyrische Tenöre oft genug problematisch, lassen Schreiers Grenzen eher ahnen als hören. Dazu kamen seine gestalterische Intelligenz, sein sicherer Geschmack bei den Liedern mit einer Tendenz zur Sentimentalität (zum Beispiel "Muss es eine Trennung geben") und die mitgestaltende Kraft des engagierten und sicheren Alexander Schmalcz am Klavier, um das musikalische Ereignis dem Anlass entsprechend groß werden zu lassen. P.Z.


Thüringer Allgemeine 08.09.2004
Kunstfest Weimar: Lieder in Kontrast
Der Weimarer "Artist in Residence", András Schiff, mutet den Kunstfest-Besuchern einiges zu. Statt das überwiegend ältere Publikum bei seinem zweiten Weimarer Konzert unbehelligt in Schumann-Liederzyklen schwelgen zu lassen, räumte Pianist Schiff mit Tenor Peter Schreier vorübergehend die Bühne und überließ sie einem Ensemble, das Heinz Holligers 13 Jahre jungen Liederzyklus "Beiseit" interpretierte. So viel Moderne kam bei einem großen Teil des Publikums gar nicht gut an.(.....) Dabei war es ein Glück, dass "Beiseit" sperrig zwischen Schumanns Eichendorff-Liederkreis op. 39 und der Dichterliebe op. 48 stand. Ohne Holligers expressionistisch-witzige Winterreise wäre der Abend wohl in gepflegter Langeweile erstarrt. Denn Peter Schreiers Interpretation der Eichendorff-Lieder war eine Routine-Angelegenheit; formidabel die Stimme, vorhersehbar die Ausführung. Eigentlich sollte man meinen, dass ein Sänger einen Liedtext ausdrucksvoller und nuancenreicher interpretieren kann als ein Pianist. Beim Duo Schreier-Schiff verhielt es sich anders herum. Wo Schiff mit Zurückhaltung und Finesse tüpfelte, trug Schreier dick auf und zog Phrasen in die Breite. Bei Eichendorffs "Mondnacht" geriet der Sänger an den Rand seiner stimmlichen Leistungsfähigkeit und darüber hinaus: In den Höhen klapperte es gewaltig. Die robusteren, schnelleren, dramatischeren Heine-Lieder lagen Schreier besser, Klavier und Stimme wirkten auch geschickter aufeinander abgestimmt.
Holligers "Beiseit" löste im Gegensatz zu Schiff und Schreier keine Begeisterungsstürme aus
(.......) F.A.



Vorarlberger Nachrichten 02.09.2004
Romantik mit Peter Schreier
Schwarzenberg.
Peter Schreier, der große deutsche Tenor, wählte für seinen Liederabend Lieder von Brahms, Mendelssohn Bartholdy und Schumann. Es war ein Schwelgen im Kosmos der deutschen Romantik, deren bedeutender Künder Peter Schreier ist. Die zahlreiche Fangemeinde im Kauffmann-Saal war aufs Neue beglückt von glockenhellen Timbre der Stimme, von der die feinsten Gefühlsregungen (typisch romantisch die Themen Liebe, Natur und Tod) auslotenden Gestaltungskraft des Tenors, von seiner unübertrefflichen verbalen Prägnanz, mit der er die Sprache der großen romantischen Dichter veredelt. Am Steinway assistierte einfühlsam der junge deutsche Pianist Camillo Radicke.

Schumanns "Dichterliebe"
Zu Beginn schenkte Peter Schreier einigen der köstlichen "Deutschen Volksliedern" von Brahms seine große Kunst der hier schlichten Empfindungen. Mendelssohn Bartholdy folgte mit beliebten Weisen wie dem lockeren "Pagenlied" (Eichendorff) oder den beiden Heine-Liedperlen "Gruss" oder "Auf Flügeln des Gesanges". Den Höhenpunkt des Abends bildete neben einigen Schumann-Liedern die berühmte "Dichterliebe" nach Gedichten Heinrich Heines. Unzählige gesangliche Fassetten bot der Meistertenor bei diesem Schumann-Zyklus - vom sehnsuchterfüllten "Wunderschönen Monat Mai" über das berückend-traurige "Ich hab' im Traum geweintet" bis zu den dramatisch gesteigerten "Alten, bösen Liedern" (.......)

Peter Schreier, Schubertiade Schwarzenberg, 31.08.2004.

Merkur Online 28.06.2004
"Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne"
Musikgenuss der Extraklasse mit Tenor Peter Schreier
Schongau. Einen Musikgenuss der Extraklasse mit dem bekannten Tenor Peter Schreier bescherte der Kulturverein Schongauer Land am Samstag Abend im Ballenhaus. Vor voll besetztem Haus brillierte der Star-Tenor mit Liedern von Robert Schumann zu Texten aus der Dichterliebe von Heinrich Heine, sowie von Franz Schubert vertonten Texten von Ludwig Uhland, Friedrich Rückert und Johann Wolfgang von Goethe. Dass es gar nicht so einfach ist, so einen hochkarätigen Künstler, dessen weltweite Karriere ihn unter anderem an die Mailänder Scala, die Metropolitan Opera in New York, das Teatro Colon in Buenos Aires, sowie an die Staatsopern Berlin, Wien und München führte, nach Schongau zu holen, betonte Vorsitzender Dr. Helmut Zedelmaier. Doch mit viel Beharrlichkeit ist es dem Kulturverein schließlich doch gelungen. Dass die Mühen sich gelohnt hatten, war vom ersten Augenblick an klar.

Bereits mit dem ersten Stück "Im wunderschönen Monat Mai" zog der charismatische Sänger aus Dresden das Publikum in den Bann. Andächtig lauschten die Besucher den poetischen Liedern um Liebesfreud und Liebesleid mit ebenso vielsagenden wie klangvollen Titeln wie "Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne", "Ich will meine Seele tauchen", "Ein Jüngling liebt ein Mädchen" oder "Allnächtlich im Traume seh` ich dich". Mit gebührendem Ausdruck und Leidenschaft präsentierte Peter Schreier sein Programm, zeigte aber auch, dass ihm der Schalk im Nacken sitzt, als er nach dem todernst präsentierten Lied von der Forelle auf ein Kichern aus dem Zuschauerraum ein strahlendes Lächeln ins Publikum schickte.

Einfühlsam und exzellent auf dem Klavier begleitet wurde der Tenor, der seit 1979 auch als anerkannter Dirigent mit den bedeutendsten Orchestern in der ganzen Welt auftritt, von Alexander Schmalcz. Der Pianist und Liedbegleiter begann seine musikalische Laufbahn wie Schreier in Dresden und gewann bereits bedeutende Preise und Wettbewerbe in ganz Europa. Seit 1999 hat er einen Lehrauftrag an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf.
Mit von Franz Schubert vertonten Gedichten Goethes, wie "Schäfers Klagelied", "Ganymed" oder "Der Musensohn" endete das gefällige Programm, das unter anderem auch eine Vielzahl von Besuchern aus München angelockt hatte. Drei Zugaben mit dem abschließenden "Guten Abend, gut Nacht" bekam das begeistert applaudierende Publikum noch geboten, bevor Peter Schreier und Alexander Schmalcz endgültig die Bühne verließen. UF


Vorarlberger Nachrichten 24.06.2004
Schubertiade: Schreiers Fest edler Gesangskunst
Schwarzenberg. Liederabende mit Kammersänger Peter Schreier zählen seit Beginn der Schubertiade zu den Höhepunkten des Festivals. Der 1935 geborene Tenor verfügt heute über eine Reife, die Musikempfinden, Gesangstechnik, stimmlichen Wohllaut und sensible Textbehandlung im Konzert als "Gesamtkunstwerk" aufs Glücklichste verbindet. Bei seinem Liederabend im Kauffmann-Saal sang Peter Schreier (mit dem deutschen Pianisten Camillo Radicke als kongenialem Mitgestalter) beliebte Perlen des klassischen Liedrepertoires. Als Musikfreund sind einem diese Lieder längst vertraut, doch immer versteht es der berühmte Tenor aufs Neue, fern jeder Routine unentdeckte Fassetten aufblitzen zu lassen.
Schreier begann mit Mozart – in herrlich schlichtem Volkston etwa die biedere "Zufriedenheit" oder das beklagenswerte "Veilchen", die ironische "Betrogene Welt" oder die schmachtenden Grüße "An Chloe". Von Beethoven erklang u. a. der Liebeshymnus "Adelaide", der moralisierende "Wachtelschlag" oder die ungemein "Zärtliche Liebe". Und Schubert widmete Peter Schreier mit allen Qualitäten des grandiosen Schubert-Interpreten etwa den jubelnden "Frühlingsglauben", das überschwängliche "Sei mir gegrüßt", die ernsten "Gesänge des Harfners", ein beklemmendes "Wandrers Nachtlied II" oder den optimistischen "Musensohn".


Sächsische Zeitung 21.06.2004
Bekannte Tour durch eine neue Klangwelt
Peter Schreier und das Dresdner Streichquartett boten in Kreischa eine grandiose „Winterreise“ von Franz Schubert
Star-Tenor Peter Schreier brillierte gestern in Kreischa mit einer grandiosen Interpretation von Franz Schuberts „Winterreise“. Ungewöhnlich war nicht nur der Zeitpunkt, so kurz vor Sommeranfang, sondern vor allem seine Begleitung: das Dresdner Streichquartett. Eiskalt weht Winterwind über den Totenacker. Schwarze Krähen lauern mit scharfen Schnäbeln, um auf jedes letzte lebendige Zucken einzuhacken. (.....)

Peter Schreier ist zweifellos seit Jahrzehnten einer der erlesensten Interpreten dieses Liedgutes. An die „Winterreise“ hat er sich jedoch erstmals im Alter von 50 Jahren gewagt: 1985 zur Eröffnung der Semperoper, begleitet von Swjatoslaw Richter. Am vergangenen Sonnabend wartete der Dresdner Tenor nun in der Kirche zu Kreischa mit einer äußerst ungewöhnlichen Version auf. Gemeinsam mit dem Dresdner Streichquartett um Thomas Meining bot er eine Bearbeitung des jungen Komponisten Jens Josef. Die bleibt dem Werk zwar insofern treu, indem sie sich größtenteils auf eine Umlegung und Verteilung der Klavierstimme auf die Streicher reduziert, dennoch gebiert sie eine vollkommen neue Klangwelt und erzwingt so auch vom Sänger frischen Zugriff. Dem stellt sich Schreier unerschrocken. Hält sich sonst das Klavier trotz aller Partnerschaft mit der Stimme doch eher dezent im Hintergrund und verleiht so dem Solisten auch musikalisch Einsamkeit, vereinen sich die vier Streicher zu einer ungeahnten Kraft. Da ist nichts von vielleicht vermutetem romantisch verklärten Gesäusel zu hören. Vielmehr steuert das Quartett einen eigenständigen und emotional äußerst intensiven Part bei und begibt sich mit dem Sänger in ein spannendes Wechselspiel. Es liefert nicht nur einen emotionalen Teppich, sondern transportiert eigenständig Gefühle, mal im Einklang, mal im Widerspruch zu denen der Gesangsstimme. Dadurch verstärkt sich die innere Zerrissenheit des Winterwanderers, und das Wanken zwischen Todessehnsucht und Lebenswille steigert sich zum existenziellen Ringkampf mit den depressiven Abgründen seiner Seele. Das Faszinierende daran ist, nie beißt ein Ton das Ohr, stets bleiben bei aller Intensität Wohlklang und Schreiers schon legendäre Textverständlichkeit erhalten.

Ein Atem, ein Herzschlag vereint alle fünf Musiker
Gleich einer verschworenen Gemeinschaft verschmelzen die Interpreten zu einem homogenen Wesen mit einem Atem, einem Herzschlag, einem Ziel: eine packende Geschichte zu erzählen und dabei all ihre Facetten auszuloten. Dabei entsteht ein farbenreiches Klanggemälde. Man hört die wirbelnde Wetterfahne und das Glucksen des Flusses ebenso wie die freudige Erwartung beim Erschallen des Posthorns oder das Schwinden der Wahrnehmung im Lied „Nebensonnen“.
Die 300 Zuhörer in der Kreischaer Kirche umjubelten nach dem letzten traurigen Ton des „Leiermanns“ nicht nur Peter Schreier, dem man nach dieser kraftvollen, traumhaft schönen und mit ungeheurer Lebensbejahung gespickten „Winterreise“ kaum glauben kann, dass er zu seinem 70. Geburtstag in einem Jahr aufhören will zu singen, sondern auch ein ebenso phantastisch spielendes Streichquartett, vor allem aber eine grandiose Interpretation. Bleibt zu hoffen, dass diese einmalige Aufführung Wiederholungen finden kann, noch liegen die Aufführungsrechte einzig bei Christian Elsner und dem Henschel-Quartett. T.H.



Turun Sanomat 10.06.2004
Virsi-ilta Bachin tapaan
Saksalaistenori Peter Schreier on viihtynyt Naantalin musiikkijuhlilla jo usean kerran

Naantali. Loisteliaan uran lyyrisenä tenorina luonut Peter Schreier ei jouda eläkkeelle lähes 70-vuotiaanakaan. Hän on niitä onnenpekkoja, joista ei pitkän oopperauran jälkeen ole tullut vibraavia kehäraakkeja, vaan ääni on pysynyt terässä. Tekniikka on ollut mitä ilmeisemmin kohdallaan, ja sen kuulee kyllä siitä taipuisuudesta, joustavuudesta ja helppoudesta, jolla Schreier kuvioita muotoilee. Tiistaina Naantalissa hänellä oli hieman ongelmia alaäänten syttymisessä, ja niissä oli toisinaan pientä epävireisyyttäkin.

Peter Schreier in Naantali (2002)

Schreierin Naantalin-ohjelmaa voisi lied-illan sijaan kutsua virsi-illaksi. Hän lauloi parikymmentä hengellistä laulua Schemellin laulukirjasta, jonka melodiaosan Johann Sebastian Bach on sovittanut. Löysin noista lauluista suoralta kädeltä kuusi nykyisestä Saksan evankelisen kirkon (Niedersachsen) virsikirjasta, mutta lukumäärä on todennäköisesti suurempi, kun otetaan huomioon uudelleen muokatut tekstit. Lauluissa ei siis ole kyse museaalisista aarteista vaan yhä elävästä perinteestä.

Laulutekstit ulottuivat kirkkovuoden aiheista joulusta kärsimysaikaan ja riemukkaista ylistyksistä kuoleman ja iankaikkisen elämän tematiikkaan. Schreier reagoi tulkinnoissaan koko ajan tekstin sisältöön, ja tarpeen tullen myös musiikillinen ilmaisu vaihtui mietiskelystä väkevään ylistykseen vaikka kesken säkeistön.

Schreier mm. löysi hivelevän herkkyyden lauluun O Jesulein süss ja kohottavan voiman Paul Gerhardtin tekstiin Auf, auf! mein Herz mit Freuden. Lähes illan teemaksi mieleeni jäi Schreierin tulkitsema Bartholomäus Crasseliuksen säkeistö (suom. Dietrich Assmann), joka alkaa: "Suo minulle, Korkein, sellaista hyvyyttä, niin varmaan laulamiseni tulee oikein tehdyksi". Schreierin tulkinnallinen kapasiteetti tiivistyi ylimääräisenä kuullussa laulussa Bist du bei mir. Kyllä ukko-Bach osasi! Laulujen säestykset maalailivat instrumentin keinoin sanojen avaamia näkymiä.

Urkupositiivin ja cembalon ääressä taituroineelle Hansjörg Albrechtille Bachin nuottitekstit olivat luontevaa ja eloisaa luettavaa. Itsekin laulajana esiintyvä Albrecht osasi huomioida laulujen hengittävyyden ja värittää tekstiä. Albrecht avasi illan Bachin suurella Es-duuri-preludilla BWV 552 loisteliaasti kirkon pääuruilla. Niin ylöspäin kohoavaa ilmaisua en ole vielä tainnut tuosta urkuteosten kuninkaasta kuullakaan. A.H.


Sächsische Zeitung 26.04.2004
Dresdner Walzernacht
Schloss Albrechtsberg, Dresden. (......) wollte die erste Walzernacht auch nicht verpassen. Und den Stargast erleben: Kammersänger Peter Schreier. Wegen ihm wurde der Ball um eine Woche verschoben, der Tenor weilte vorige Woche noch in Genf. „Für mich gibt es einige Gründe, hier dabei zu sein“, so Schreier. Endlich könne er nun mal wieder mit der Dresdner Staatskapelle spielen, die in der Johann-Strauß-Formation angetreten war. „Ich habe schon sehr viele Bälle erlebt, zum Beispiel in Wien“, verriet er. „Doch dort will ich nicht mehr hin. Man konnte nicht tanzen.“ Später sang Schreier leichte Kost für einen beschwingten Abend. (.....)

Le Temps 22.04.2004
La «Passion» implacable de Peter Schreier
Genève/Genf. Vision insolite, mardi soir, au Victoria Hall de Genève. Peter Schreier relève l'exploit de diriger La Passion selon saint Jean de Bach tout en tenant le rôle de l'Evangéliste. Ce qui l'oblige à se placer sur un podium entre les musiciens – l'OSR face à lui – et les choristes – le Motet de Genève derrière son dos – pour accomplir cette double mission. Ses gestes ont beau être infimes, le chef Peter Schreier installe d'emblée une tension implacable. Adoptant un tempo haletant dans le choeur d'entrée, il nuance la progression dramatique, obtient une sonorité étale aux cordes et des teintes blafardés aux hautbois. Le voici qui fait un quart de tour vers la gauche. Et qui fait signe au choeur de clamer haut et fort les mots "Herr, unser Herrscher". Poignant. Le dialogue ne cessera de gagner en intensité jusqu'à l'apaisement final ("Ruht wohl").
Autre exploit: le ténor chante son rôle par coeur. Son timbre si particulier, d'une lumière aveuglante, épouse le récit avec un sens de la narration époustouflant. Peter Schreier adopte un ton direct, sanguin, quasi rustique (cette Passion s'adresse aux fidèle de l'Allemagne luthérienne). Il enchaîne ses récitatifs sans répit, rend leur saveur aux mots, qui'il enrobe de chair et décharne tour à tour. Et s'il crie littéralement, c'est parce que le texte le dicte. Cette façon éminemment théâtrale de vivre la Passion ne trouve que peu d'écho chez les solistes, trop appliqués. Excepté le ténor alerte et vigoureux de Martin Petzold, le timbre abyssal de Jochen Kupfer (Jésus), le chant introspectif d'Annette Markert ("Es ist vollbracht!"), auxquels s'ajoutent Egbert Junghanns (Pilate) et la soprano Stephanie Krone, servent mieux les instants de contemplation que les péripéties dramatiques. La palme revient au Motet de
Genève, excellemment préparé par Wu Ching-lien. Tantôt dechaîné (lorsqu'il incarne la foule des Juifs), tantôt recueilli (lorsqu'il chante les chorals pour les assemblées de fidèles), il s'allie à OSR tous aussi habilté. J.S.


Sunday Times 13.03.2004
'Messiah' rings with a different kind of passion
Chicago. It was 15 degrees [F] and windy Thursday night, and a bundled-up crowd was hurrying into Symphony Center to hear a full-length performance of Handel's "Messiah.'' Who would have thought that Christmas was more than 280 shopping days away? The Chicago Symphony Orchestra was indeed presenting the oratorio out of season, at least as far as American music lovers are concerned. Europeans, however, tend to take their "Messiahs'' in the spring, during the Lent and Easter seasons. Since Handel's masterwork celebrates Christ's death and resurrection as well as his birth, a case can be made for either approach.

Thursday's performance, conducted by German tenor and oratorio specialist Peter Schreier, was a strong reminder that "Messiah'' is a work for all seasons. With a chamber orchestra of approximately 30 CSO musicians, the 100 or so lithe, fresh voices of the Chicago Symphony Chorus and four dramatically committed vocal soloists, Schreier presided over a "Messiah'' remarkably unburdened by its status as a Christmastime warhorse.
Schreier, 68, has performed as both singer and conductor since 1970 and focused on Bach passions and oratorios in recent years. He conducted and sang in memorable CSO performances of Bach's "St. Matthew Passion'' in 1997 and "St. John Passion'' in 2001. The virtues of his conducting in those works -- crisp phrasing, transparent textures and buoyant, light-footed rhythms -- emerged in Thursday's "Messiah.'' Whether singing or conducting, Schreier is above all a storyteller. "Messiah's'' story was engrossing Thursday night, from the outraged declamation of bass Kevin Burdette thundering against war-loving humanity in "Why do the nations'' to the reproachful sorrow of mezzo-soprano Jane Gilbert in "He was despised.'' Soprano Esther Heideman struggled with some of Handel's long, ornamental melodic lines, but her voice was bright and sweetly consoling in "I know that my redeemer liveth.'' Tenor Randel Rushing kept the action moving briskly in his recitatives.

Prepared by director Duain Wolfe, the Chicago Symphony chorus was the antithesis of the massive, stolidly somber choirs that defined "Messiah'' performances for many decades. There was an intimacy to the singing, even in the famed "Hallelujah'' Chorus, that made us feel that we were hearing the gospel's good news for the first time from a dear friend. The small contingent of CSO musicians was equally responsive, from the lyrical, agile strings to the joyful trumpets and timpani.

These "Messiah'' performances are nothing if not timely. With Mel Gibson's "The Passion of the Christ'' focused so obsessively on Christ's physical suffering, Handel's oratorio, with its profound insights into human psychology as well as the full trajectory of Christ's life, is a welcome alternative. W.D.


Sächsische Zeitung 12.02.2004
Der Sänger erzählt über sich
Coswig. In dem musikalischen Porträt am Dienstagabend in der Villa Teresa gab der Sänger und Dirigent Peter Schreier Einblicke in sein musikalisches Schaffen. Und erinnerte sich an Erlebnisse aus Kindheitstagen. Der 1935 geborene Schreier wuchs in Gauernitz auf. Seine ersten Klavierstunden nahm er in Coswig. Sein Weg führte jedes Mal über die Kötitzer Straße an der Villa Teresa vorbei. Besonders verlockend war für ihn dort der Eisladen. Manchmal wurde das von den Eltern für Klavierstunden bestimmte Geld von dem Knaben in leckere Eiskugeln verwandelt.
Hans John, der ehemalige Lehrstuhlinhaber für Musikgeschichte an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ in Dresden führt das Gespräch mit dem inzwischen zur Kulturlegende gewordenen Peter Schreier im Japanischen Pavillon der Villa. Zu den ersten und wichtigen Förderern von Peter Schreier gehörte Kreuzkantor und Komponist Rudolf Mauersberger. Er überließ dem Kruzianer viele Solopartien und komponierte für dessen Altstimme geeignete Stücke. Besonders als Liedinterpret von Franz Schubert und Robert Schumann wurde Schreier bekannt. Aber auch als Tamino in Mozarts Zauberflöte bleibt der Kammersänger weltweit im Gedächtnis. Als Dirigent, so war in der Villa Teresa zu erfahren, liegen seine Schwerpunkte bei Mozart, Bach und Haydn.
„Die rund 130 Plätze in der Villa, für das musikalische Gespräch mit Peter Schreier, waren schon lange im voraus ausverkauft“, sagte Geschäftsführer René Schmidt. A.G.



Sächsische Zeitung
10.02.2004
Aus Hundertschaften von Tenören zu erkennen
Peter Schreier sang in der und für die Marienkirche
Grosssenhain. Peter Schreier – ein Name, fast schon eine Legende. Der vom Großenhainer Lions-Club initiierte Benefiz-Liederabend mit ihm bewegte am vergangenen Sonntag trotz denkbar ungünstigen Wetters und allerlei kultureller Konkurrenz am Nachmittag und Abend ungefähr 450 Menschen, in die wohlig temperierte Großenhainer Marienkirche zu kommen und aus seinem Munde die „Winterreise“ zu hören, jenen berühmten späten intim-melancholischen Liederzyklus des jung – mit nur 31 Jahren – verstorbenen Komponisten-Genius Franz Schubert. Am eigens herbeigeschafften Steinway-Flügel wurde der Kammersänger von Alexander Schmalcz begleitet.

Peter Schreier in Grossenhain, 02/2004. (.....) Trotz der teilweise großen Distanz zum Publikum vermochten die Ausführenden es die gesamten 80 Minuten hindurch, das Publikum zu fesseln. Man hätte manchmal eine Stecknadel zu Boden fallen hören können. Ungebrochen präsentierte Peter Schreier sein stimmliches Vermögen, sicherlich nicht mehr in allen Lagen so voluminös wie in Jugendtagen, doch wie eh und je mit einmaliger Tongebung, mit der er sich auch aus Hundertschaften von Tenören heraus zu erkennen gibt.

Jeder junge Sänger kann sich von der Akkuratesse der Ausführung eine Scheibe abschneiden. Die Gestaltung der Lieder war von erlesener Qualität: gereift, souverän, mit sicherem, langem Atem – sowohl die kleinsten Details waren minutiös gearbeitet, als auch der Zyklus als großes Ganzes im Blick behalten; die Musikanten spannten einen Bogen vom ersten bis zum letzten Ton des Abends. Trotz einmalig klarer Lautung, die es ermöglichte, dem Text der Lieder überdurchschnittlich gut zu folgen, hätte man sich gewünscht, die Lyrik abgedruckt vor sich zu haben.
Nachdem die letzte Note der „Winterreise“ verklungen war, feierte das Publikum die Ausführenden regelrecht (mit standing ovations). Und Peter Schreier und Alexander Schmalcz hätten nicht nur noch einige Male mehr auf den Altarplatz treten müssen, sondern auch endlos Zugaben geben können. Aber – und da kann man Peter Schreier nur zustimmen: „Nach der Winterreise kann (und sollte) man nichts mehr singen.“ S.J.



Sächsische Zeitung 14.02.2004: „Es war eine Augenweide und ein Ohrenschmaus“, schwärmt Dieter Lösche, der in der Semperoper Dresden arbeitet. Mit stehendem Applaus feierten die Besucher die Künstler. Zwei Tage zuvor gastierten sie, ebenfalls mit Schuberts Liederzyklus „Die Winterreise“, in der Millionenstadt München – vor 1 000 Leuten. Na wenn sich Großenhain da nichts einbilden kann. Die Lionsfreunde hatten selbst Plakate geklebt und Karten verkauft, einen immensen Aufwand betrieben. Auch das finanzielle Ergebnis ist beeindruckend: „4 750 Euro Reinerlös brachte der Abend. Das Geld kommt der Marienkirche für die geplanten Restaurierungsarbeiten und einer Kindereinrichtung in der Stadt zugute“, freut sich Dieter Lösche. Noch lange saßen die Lionsfreunde nach dem Konzert mit den Künstlern im Ratskeller zusammen. Und Peter Schreier versprach, bald mal wieder nach Großenhain zu kommen. Bestimmt hat Frau Lösche mit ihrer liebevollen Geste auch eine kleine Aktie daran. Sie kredenzte dem starken Kaffeetrinker nämlich vor seinem Auftritt noch schnell einen Kaffee.

 




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