2002
    
    
    
    
     Große 
    Kunst der kleinen Form / Peter Schreier und der Liedgesang 
     
    "In 
    Bachs Musik ist kein Platz für Starallüren" 
    
     
    Kirkkomusiikin 
    ja liedin eminenssi
     
    Der 
    Frauenkirche entgegenfiebern 
     
    Die 
    Bereitschaft zum Mitdenken und zum Mitfühlen 
    
  
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    Musikfreunde, Zeitschrift 
    der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien  
    Sept/Okt 2002 
    
    Große 
    Kunst der kleinen Form 
    Peter 
    Schreier und der Liedgesang
    Ein Schubertiade-Konzert in Schwarzenberg, Juni 2002: Peter Schreier 
    dankt für den frenetischen Schlußapplaus und kündigt die Zugabe 
    an: "Ungeduld". Darauf ein Zuhörer, ihm fast ins Wort fallend 
    und vom Auditorium heftig akklamiert: "Jaaa!!!" 
    
    Die Ungeduld, mit der auf die "Ungeduld" gewartet wird - sie 
    ist eines der schönsten Komplimente, das man dem Sänger Peter Schreier 
    machen kann. Bestätigung einer Begeisterung, die über Generationengrenzen 
    hinwegreicht. Noch in den fünfziger Jahren sang Schreier als Student 
    "Die schöne Müllerin" bei einer Rundfunkproduktion. Seit 
    den späten sechziger Jahren gilt er als der führende Vertreter des 
    deutschen Liedgesangs im Tenorfach. Und nun, gut 37 Jahre nach seinem Debüt 
    im Musikverein, gastiert er wieder mit zwei Liederabenden bei der Gesellschaft 
    der Musikfreunde. Auf dem Programm: Beethoven-Lieder und Schuberts "Schwanengesang".
"Anspruchsvoll für den Sänger, aber auch für den Hörer", 
    sagt Schreier selbst, "also genau das richtige Programm für Wien!" 
    Und um gleich mit dem ersten Teil dieses Programms zu beginnen: Bedeutet Anspruch 
    bei Beethoven nicht auch eine unangemessene Beanspruchung der Stimme? "Sicher 
    gibt es einige Anhaltspunkte für die Behauptung, daß Beethoven 
    in seinen Liedern mehr instrumental als sängerisch gedacht hat - dynamische 
    Bezeichnungen wie ,rinforzato' etwa, die klar vom Instrumentalen her kommen. 
    Aber", meint Schreier, "es gibt Mittel und Wege, diese extremen 
    Bezeichnungen - ich will nicht sagen - zu nivellieren, aber doch ,mit Anstand 
    zu umschiffen', sodaß eine kantable Interpretation möglich ist."
    Schreier spricht auch hier aus der jahrzehntelangen Erfahrung einer intensiven 
    Beschäftigung. 1970, im Beethoven-Jahr, hat er sich erstmals gründlich 
    auf dessen Lieder eingelassen. Die Faszination ist geblieben. Schreier war 
    einer der ersten, die sich mit reinen Beethoven-Lied-Programmen vors Publikum 
    wagten, und noch heute bricht er gern eine Lanze für Beethoven. Programme, 
    bei denen er Beethoven-Lieder mit Werken von Schubert oder Schumann konfrontiert, 
    fordern ihn, wie er selbst sagt, "besonders heraus, Beethoven in seiner 
    Eigenart, aus seiner Zeit und Kompositionsweise, zu verstehen und zu interpretieren". 
    
    Dramen in nuce
    Der Blick auf Beethovens Gesamtschaffen ist dabei wesentlich. Denn die Lieder 
    stehen in einem größeren, auch Gattungsgrenzen überschreitenden 
    Entwicklungsgang. "Nehmen Sie das Lied ,Andenken'!", sagt Peter 
    Schreier. "Dessen Hauptthema wird dann später in der viel größer 
    angelegten ,Chorphantasie' ausgebreitet, und die ist dann wieder eine Vorstufe 
    zur Neunten Symphonie. Lieder, könnte man sagen, sehen Beethoven darum 
    ringen, auch in einem intimen Rahmen etwas auszusagen, was dann in den größeren 
    Werken ausgesprochen wird. Sie sind der Versuch - der sehr gelungene Versuch! 
    - die Beethovensche Dramatik auch in der kleinen Form aufzubauen. Und tatsächlich 
    sind ja einige Lieder so unglaublich in ihren Tempo- und Taktwechseln, daß 
    wirklich kleine Dramen daraus werden."
    
    Letzte Lieder
    Von Beethoven zu Schubert, vom Beethoven-Zyklus "An die ferne Geliebte" 
    zur "entfernten Geliebten", an die sich die Rellstab-Lieder des 
    "Schwanengesangs" wenden. Tatsächlich gibt es glaubhafte Hinweise 
    darauf, daß Schubert die Rellstab-Texte direkt aus Beethovens Nachlaß 
    übernommen hat - eine frappante Verbindung, und doch, welch ein Unterschied, 
    was für ein Aufbruch in neue Dimensionen ... Schreier sieht in den Heine-Liedern 
    "noch eine gewaltige Steigerung" gegenüber dem ersten Teil 
    des "Schwanengesangs": "mit weniger Mitteln eine größere 
    Aussage, einmalig und genial, unglaublich in die Tiefe gehende Lebensbilder".
    Lebensbilder - oder doch eher Todesbilder? Sind diese Lieder, Schuberts letzte 
    vor seinem frühen Ende, Ausdruck einer Nähe zum Tod? Peter Schreier 
    ist da vorsichtig. "Der Österreicher, das weiß ich, neigt 
    ja sehr zu dieser Sicht und liebt es, diese dunkle Seite Schuberts auszukosten 
    und zu genießen. Da bin ich vielleicht weniger vorbelastet von meinem 
    Gemüt ..." Er jedenfalls sieht Schubert in seinen letzten Lebensmonaten 
    nicht als einen depressiven, dem Tod zuneigenden Menschen. "Die Wahrscheinlichkeit 
    seines Ablebens, seines Nicht-mehr-lange-Lebens, die glaubt ja keiner von 
    sich selbst!" Und so erscheinen ihm die ergreifenden Lieder des "Schwanengesangs" 
    auch eher als Ausdruck eines "Lebenskampfes" denn als Zeichen einer 
    "Todessehnsucht". "Ich kann mir nicht so recht vorstellen, 
    daß die Todessehnsucht solche Genieblitze hervorbringt", meint 
    er. "Und ich denke, daß Schubert, hätte er weitergelebt, in 
    diesen Dimensionen weitergearbeitet hätte."
    
    Botschaft der Taubenpost
    Freilich: die Frage bleibt letztlich müßig. "Es ist schwer", 
    sagt Schreier, "in die Psyche eines so genialen Komponisten so einzudringen, 
    daß man wirklich sagen könnte, das hat er aus Todesangst oder Todessehnsucht 
    geschrieben ..." Schubert, wie Peter Schreier ihn sieht, zeigt sich noch 
    einmal ganz deutlich in seinem allerletzten Lied, der "Taubenpost". 
    Sicherlich geht es da um ein Zentralthema Schuberts, die "Sehnsucht". 
    "Aber der Schluß, wie Schubert ihn schreibt, ist doch keine Resignation, 
    keine Todesahnung ... Das ist doch eher Hoffnung! Schubert läßt 
    es offen in Dur ... Und eben darin", sagt Peter Schreier, "sehe 
    ich die ganz typische Persönlichkeit Schuberts. Die wird mir zu sehr 
    in dieses Weltschmerz-Fach gelegt!"
    
    
    
    
    
    Der Weg zur "Winterreise"
    Peter Schreier und Schubert: das ist auch die Geschichte einer jahrzehntelangen 
    Entwicklung. Mit dreißig hatte er schon ein beträchtliches Repertoire 
    an Schubert-Liedern, und die "Schöne Müllerin" war das 
    Herzstück darin. Doch erst mit fünfzig wagte er sich an die "Winterreise". 
    "Mein Verhältnis zur ,Winterreise' war geprägt durch Furcht 
    vor dem Zyklus", sagt Peter Schreier heute. "Ich stand vor der Frage, 
    ob ich ihn geistig und seelisch richtig erfassen kann: Habe ich genug durchgemacht, 
    daß ich die Situation der ,Winterreise' auch richtig verstehen kann? 
    Erlaubt mir mein Charakter, meine Veranlagung, die ,Winterreise' überzeugend 
    singen zu können?"
    Svajatoslav Richter war es dann, der Schreier aus diesen Zweifeln holte. Er 
    wollte den Zyklus mit ihm aufführen, und die Wiedereröffnung der 
    renovierten Semper-Oper 1985 bot dazu den richtigen Anlaß. Dem Konzert 
    in Dresden gingen 14 Tage Proben in Berlin voraus - 14 Tage! Allein daraus 
    kann man ermessen, wie intensiv die Arbeit gewesen sein muß. "Mir 
    hat natürlich ungeheuer geholfen, daß Richter durch seine Persönlichkeit, 
    ein bißchen auch durch seine Wesensverwandtschaft mit Schubert, einen 
    ganz intensiven Zugang zu diesem Zyklus hatte", sagt Schreier. Was damals 
    entstand, ist bis heute prägend für Schreiers Verständnis der 
    ,Winterreise' geblieben 
    - mit ganz wenigen Ausnahmen. "Daß wir den ,Lindenbaum' so wahnsinnig 
    langsam gemacht haben, war aus Richters Sicht begründet: Er sah in der 
    zweiten Strophe - ,Komm her zu mir Geselle, hier findst du deine Ruh' - schon 
    einen klaren Hinweis auf Tod und Selbstmord. Aber die Musik wendet sich hier 
    aus dem Moll-Bereich wieder nach Dur ... Und deswegen glaubte ich nicht so 
    recht daran und bin auch heute davon abgekommen."
    
    Selbstverständliche Natürlichkeit
    Es ist das Changieren zwischen den Farben, die Schubert ewig faszinierend 
    macht. Hinzu kommt jener Faktor, den Schreier mit dem Wort "volkstümlich" 
    nur unzureichend beschrieben findet. Worum es geht, ist die "Einfachheit", 
    die Fähigkeit, den Zuhörer ganz unmittelbar anzusprechen. In der 
    "Winterreise" sieht Schreier auch diese Schubertsche Qualität 
    vollendet ausgeprägt - genauso übrigens wie in den großen 
    Messen, jener in As-Dur und der in "Es", die er im November als 
    Dirigent der Hofmusikkapelle im Musikverein zur Aufführung bringen wird. 
    "Daß Schubert die höchste Kunst so mit Einfachheit verbinden 
    kann, daß er Töne findet, die das Verständnis und den Geist 
    des Menschen unmittelbar erreichen und ihn doch - unmerklich - in eine andere 
    Welt entführen": das macht für Peter Schreier das ganz Besondere 
    an Schuberts Musik aus.
    Dieser Qualität sucht er auch als Interpret gerecht zu werden - und hier 
    treffen sich die Einsicht in Schuberts Welt mit Schreiers eigener Veranlagung. 
    "Ich bin immer mit einer gewissen Natürlichkeit herangegangen", 
    sagt er selbst über seinen Zugang zum Lied. "Etwas hineinzuinterpretieren, 
    das finde ich dem Werk nicht unbedingt zuträglich. Ich meine, es steht 
    genügend in den Noten. Und es gibt viele Möglichkeiten, mit Natürlichkeit, 
    einer selbstverständliche Natürlichkeit zu singen und damit den 
    Zuhörer viel mehr anzusprechen, als wenn ich etwas will. Diese Auffassung 
    stand für mich immer felsenfest: Dort gehörst du hin!"
    
    Fragwürdiger Trend
    Wie sieht Peter Schreier ganz generell die Situation im Liedgesang heute? 
    "Es geht leider wieder ein bißchen in Richtung ,Stimme zeigen!'", 
    findet Schreier und führt (diskret ohne Namensnennung) das Beispiel eines 
    erfolgreichen jungen Baritons an, den er kürzlich mit Brahms-Volksliedern 
    im Radio gehört hat - "mit Liedern also, die geradezu herausfordern 
    zu einer unterschiedlichen Gestaltung! Und doch singt das dieser junge Sänger, 
    als sei jede Strophe derselbe Inhalt! Und da dachte ich so bei mir: Was will 
    er? Will er bloß Stimme zeigen? Dann braucht er keine Brahms-Volkslieder 
    zu singen, gerade diese Lieder, in denen soviel Raffinesse steckt, in denen 
    die Begleitung schon soviel vorbereitet ... Nun gut", sagt Schreier attacca 
    fort. "Sie werden jetzt vielleicht sagen: Der hat gut reden, der hat 
    nicht so 'ne üppige Stimme, um unbedingt nur Stimme zu zeigen - und das 
    gilt ja für Fischer-Dieskau in gewissem Maße genauso. Ich meine, 
    da gab es Stimmen, die waren halt üppiger, größer, volumenreicher 
    und so weiter ... Aber das ist ja nicht das Prinzip, das ist ja nicht das 
    Lied! Stimme zeigen kann ich in der Oper! Aber das Lied ist eine Kunstgattung, 
    die diffizilste Gestaltung abverlangt!" 
    
    Positive Zeichen
    Trotzdem: Peter Schreier registriert mit Freude, "daß die Ära 
    Fischer-Dieskau sicher viele junge Sänger angeregt hat, sich intensiv 
    dem Liedgesang zu widmen. Allein das ist schon mal ein positives Zeichen." 
    Und auch beim Publikum sieht er ein starkes Interesse an der Kunstform Lied: 
    "Die Menschen suchen wieder die intime Beschäftigung mit Kunst und 
    mit Musik, nicht nur das Laute und Spektakuläre, die großen Open-airs, 
    die zig drei Tenöre und was es da alles gibt ... Zu uns kommt ein anderes 
    Publikum. Und hier kann ich den Begriff ,elitär' auch einmal positiv 
    sehen. Wenn wir Liedsänger und das Liedpublikum ,elitär' sind, dann 
    bin ich dafür!"
    
    Postskriptum zum Pensionsalter
    Daß er selbst auch einen bedeutenden Anteil an dieser positiven Entwicklung 
    für sich in Anspruch nehmen könnte, sagt er nicht. Große Worte 
    sind nicht sein Fall. Statt dessen spricht er leise vom behutsam erwogenen 
    Abschied. "So langsam denke ich daran, mich als Sänger etwas mehr 
    zurückzunehmen. Ich möchte nämlich nicht, daß man sagt: 
    ,Na ja, früher hat er alles viel schöner gemacht, da klang die Stimme 
    noch ...!' Und diesen Moment sollte man doch gut abpassen ..." 
    Ist das in Wien nicht ein bißchen anders, in dieser Stadt, die den großen, 
    über Jahrzehnte geliebten Sängern gerne einen besonderen Bonus gewährt? 
    Und diesen Bonus hat Peter Schreier, Ehrenmitglied des Musikvereins, doch 
    allemal ... Schreier bleibt Realist und reagiert pfiffig: "Auch dieser 
    Bonus kann mildernde Strafe sein! Nein, nein, die Leute sollen mich in guter 
    Erinnerung behalten. Und das war's dann auch ..." J.R.
    
    
Leipziger 
        Volkszeitung & 
        Dresdner Neueste Nachrichten 24./25.06.2002 
        
        "In 
        Bachs Musik ist kein Platz für Starallüren" 
        
        Erstmals 
        seit Bestehen des Internationalen Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerbs, der 
        ab heute zum 13. Mal in Leipzig stattfindet, ist der Tenor Peter Schreier 
        Mitglied der Jury im Fach Gesang. Wir sprachen mit dem weltweit gefeierten 
        Sänger über sein Verhältnis zum großen Thomaskantor 
    und die Bedeutung internationaler Musik-Wettbewerbe in der heutigen Zeit.
        
        Frage: Was war Ihr Schlüsselerlebnis in Sachen Bach?
        Peter Schreier: Ich habe als Knabenalt im Kreuzchor viel Bach gesungen. Überhaupt 
        bin ich durch Bachs Großwerke wie Weihnachtsoratorium, h-moll-Messe 
        und die Passionen erst darauf gekommen, Sänger von Beruf zu werden. 
        Mein Verhältnis zu Bach ist von der Rolle des Evangelisten geprägt. 
        Bach hat in diesen hochdramatischen Part vielleicht am meisten Herzblut 
        hineingelegt.
        
        Sie sind zum ersten Mal Juror beim Bach-Wettbewerb. Was hat Sie dazu 
        bewogen?
        Ich habe mich bislang sehr auf das eigene Konzertieren konzentriert. 
        Ich war nie in größerem Umfang pädagogisch tätig 
        und saß auch erst zwei oder drei mal in einer Jury. Als Lehrer bin 
        ich wohl zu ungeduldig, jedenfalls beschränke ich mich auf gelegentliche 
        Meisterkurse, bei denen man mit fertig ausgebildeten Stimmen arbeitet. 
        Die Tätigkeit als Wettbewerbs-Juror hat mich eigentlich immer ein 
        wenig abgeschreckt, denn viele Wettbewerbe gleichen einem stilistischen 
        Tohuwabohu. Das ist beim Bach-Wettbewerb aber anders.
        
        Inwiefern?
        Es ist ein sehr spezieller Wettbewerb, der nicht nur Virtuosität 
        verlangt, sondern vor allem künstlerische Reife. Niemand kann Bach 
        wirklich gut singen, ohne diese Reife zu besitzen. In Bachs Musik ist 
        kein Platz für Starallüren. Das hat dieser Wettbewerb anderen 
        Konkurrenzen voraus.
        
        Was meinen Sie sind Wettbewerbe die Sprungbretter zur ganz großen 
        Karriere?
        Sie können es sein, aber sie sind es nicht zwangsläufig. Ich 
        habe bei keinem berühmten Lehrer studiert und habe auch keinen renommierten 
        Preis gewonnen und trotzdem meinen Weg gefunden. Wer wirklich etwas kann, 
        setzt sich früher oder später auch ohne Medaille durch. Andererseits 
        wird es für junge Menschen immer schwieriger, ihre Leistungen einer 
        breiten Öffentlichkeit vorzustellen. So gesehen ist ein großer 
        internationaler Wettbewerb wie der Bach-Wettbewerb eine wichtige Hilfe 
        beim Start ins Berufsleben.
        
        Was wünschen Sie den rund einhundert Sängern, die aus aller 
        Welt nach Leipzig kommen?
        Ich wünsche den Sängern und uns allen hochwertige künstlerische 
        Erlebnisse und Erfahrungen, die das rein Rechnerische einer Rangfolge 
        vergessen lassen. Letztlich hat es immer hervorragende, bessere und weniger 
        gute Musiker gegeben. Die Jury wird zwischen ihnen unterscheiden und die 
        besten zum Preisträger küren.
        Interview: 
        Jörg Clemen 
        
Turun 
        Sanomat 13.06.2002 
         
        Kirkkomusiikin 
        ja liedin eminenssi
        Kirchenmusik 
    und Lieder Eminenz / Church music und lieder eminence 
    
    
 
    
    Interview 
    in finnischer Sprache / in Finnish language 
        
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Münchener 
        Merkur 
        12.01.2002 
        
        Der 
        Frauenkirche entgegenfiebern 
        Peter 
        Schreier singt in München 
Der Wiederaufbau der 
        Dresdner Frauenkirche zählt zu den erfolgreichsten Bürgerinitiativ-Projekten 
        der Gegenwart, auch in München engagieren sich die "Freunde 
        der Dresdner Frauenkirche e.V.". Zugunsten des Wahrzeichens singt 
        Tenor Peter Schreier, dessen musikalische Karriere sehr eng mit Dresden 
        verbunden ist, am Montag im Prinzregententheater. Auf dem Programm: Franz 
        Schuberts "Winterreise". Am Flügel begleitet Helmut Deutsch. 
        Mit Peter Schreier sprach Dorothea Hußlein. 
        
        Welche Erinnerungen 
        haben Sie an die Frauenkirche vor ihrer Zerstörung?
        Schreier: Also, ich war natürlich 
        noch sehr klein. Wir hatten als Vorbereitung für den Dresdner Kreuzchor 
        die Gelegenheit, zum Beispiel in der Matthäus-Passion mitzusingen, 
        und da habe ich eine Aufführung in der Frauenkirche miterlebt. Ich 
        weiß noch, dass ihre Ausstattung ziemlich überladen war. Die 
        meisten Erinnerungen drehen sich aber um die Ruine der Frauenkirche, die 
        für uns nicht wegdenkbar war und ist. Ich gehörte nicht unbedingt 
        gleich zu den Befürwortern des Wiederaufbaus, weil ich glaubte, dass 
        ein solches Denkmal noch mehr an die Zerstörung Dresdens erinnern 
        kann und dass zunächst einmal das Geld in Dinge gesteckt werden müsste, 
        die in der Stadt wichtiger sind. Aber durch diese Privatinitiative und 
        das ungeheure Echo, das der Wiederaufbau in der ganzen Welt gefunden hat, 
        bin ich jetzt sehr glücklich, dass man mitfiebernd der Fertigstellung 
        entgegensieht.
        
        Geplant ist die Wiedereröffnung 2006, pünktlich zur 800-Jahr-Feier 
        Dresdens. Planen Sie bis dahin noch weitere Benefiz-Aktivitäten?
        Schreier: Eigentlich laufend. 
        In Dresden wurde für ein weiteres Projekt gesammelt, für die 
        Synagoge. Ich war dort auch engagiert. Aber die Fördergesellschaft 
        ist inzwischen aufgelöst worden, weil die Synagoge ja nun steht. 
        Die Unterstützung lief teilweise parallel zu den Aktionen für 
        die Frauenkirche. Es wurden also zum Beispiel Konzerte im Frauenkirchen-Keller 
        veranstaltet, deren Erlös in die Synagoge floss.
        
        In München werden Sie Schuberts "Winterreise" singen. 
        Gibt es einen speziellen Hintergrund?
        Schreier: Nein. Für ein Projekt 
        wie die Frauenkirche muss man etwas wirklich Reizvolles für die Zuhörer, 
        speziell für das Liedpublikum wählen. Dazu kommt natürlich 
        noch die Jahreszeit, die sich sehr für den Zyklus eignet. Und als 
        Letztes vielleicht auch noch meine besondere Beziehung zu diesem Werk. 
        Ich habe die "Winterreise" erst ganz spät in Angriff genommen, 
        also mit meinem 50. Lebensjahr, weil ich einfach glaubte, dass ich die 
        Reife für die Interpretation noch nicht hatte. Und dass ich das Erleben 
        einer Situation, wie sie hier geschildert wird, noch nicht nachvollziehen 
        konnte.
        
        Sie haben die "Winterreise" inzwischen gut 100 Mal gesungen. 
        Mit wechselnden Klavierbegleitern?
        Schreier: Ja, das halte ich für 
        sehr wichtig. Oder sagen wir: für sehr kreativ, weil man durch jeden 
        Begleiter neu angeregt wird. Wenn ich ein Programm, gerade diesen "Winterreisen"-Zyklus 
        singe, dann muss ich von vornherein ausschalten, dass etwas automatisiert 
        wird. Man kann es auch mit dem bösen Wort "Routine" ausdrücken. 
        Ich habe Zeit meines Lebens immer vermieden, dass ich auf einen Begleiter 
        festgelegt war. Das ist ja genauso, wenn ich ständig vor anderem 
        Publikum, teilweise in anderen Räumen singe.
        
        Was gibt es für Sie immer wieder Neues zu entdecken?
        Schreier: Vielleicht nicht 
        unbedingt Neues zu entdecken, aber etwas aus den Stimmungen heraus zu 
        entwickeln. Wir Menschen sind alle besonderen Stimmungen unterlegen. Aber 
        das ist es nicht allein. Ich glaube auch, dass die hektische Zeit heute, 
        die Zeit, in der man von den Medien geradezu bombardiert wird, dass alle 
        diese Komponenten eine Spannung im Sänger erzeugen, so dass man seine 
        Interpretation immer wieder verändert. Und in der Veränderung 
        überhaupt liegt ja der Reiz der Musik. Der Reiz, eine Momentanstimmung 
        aufzunehmen und sie auf das Publikum zu übertragen.
        
      
Main 
        Post 05.01.2002
        Die 
        Breitschaft zum Mitdenken und zum Mitfühlen 
        Ein 
        Gespräch mit Peter Schreier nach einem Konzert bei der Schubertiade 
        in Schwarzenberg 
Peter Schreier galt 
        als der "Vorzeige-Sänger" der ehemaligen DDR. Als zehnjähriger 
        Bub schon hat er als Altus im Dresdner Kreuzchor mitgesungen. Seit Beginn 
        seiner weltweiten Karriere gilt er als einer der hervorragendsten Liedsänger. 
        Von 1967 an hat er für 25 Jahre bei den Salzburger Festspielen mitgewirkt, 
        doch seit Juni 2000 hat er sich nach 41 Jahren als Opernsänger völlig 
        zurückgezogen. Jedoch wirkt er nach wie vor als Dirigent und lyrischer 
        Tenor. Nach einem gefeierten Liederabend bei der Schubertiade hat sich 
        der immer noch vielbeschäftigte Sänger die Zeit genommen einige 
        Fragen in der stimmigen Atmosphäre eines gemütlichen, österreichischen 
        Romantikhotels für unsere Leser zu beantworten.
        
        
    
  
Wie würden 
        Sie entscheiden: Bach oder lieber Mozart?
        Peter Schreier: Diese Frage ist natürlich gleich eine ganz 
        große Herausforderung für mich; denn ich kann diese zwei Komponisten 
        nicht trennen. Sie hängen beide ganz eng mit meiner Laufbahn zusammen. 
        Bach geht natürlich noch weiter zurück in meine Knabenchorzeit, 
        er hat mich geprägt, - und Mozart hat mir meine ganze Opernlaufbahn 
        vorgezeichnet. Also, ich würde da keine Klassifizierung vornehmen 
        können. Beide gehören zu meinen Favoriten. Doch da kommen vielleicht 
        auch noch Schubert und Schumann dazu. Aber irgendwie sind Bach und Mozart 
        schon zwei Welten und man kann sie natürlich unterscheiden, alleine 
        vom Hörerlebnis. Aber nur Bach ist, wenn man so will, die Grundlage 
        für alle großen nachfolgenden Komponisten. Und keiner schämt 
        sich dessen, sondern beruft sich auf Johann Sebastian Bach.
 Mozart, was ist 
        das Besondere für Sie bei seiner Musik?
        Peter Schreier: Wenn ich das in einem Satz sagen darf, dann würde 
        ich sagen: dass er auch im Schmerz noch heiter sein kann. 
        
         Wie vertragen sich damit Wagner-Rollen? Ist das nicht total gegensätzliche 
        Musik?
        Peter Schreier: Wagner müssen Sie in meinem Falle von 
        einer anderen Warte sehen. Ich bin ja mit den Evangelistenpartien in Bachs 
        Passionen groß geworden und alleine Herbert von Karajan hat mich 
        nach einer Matthäus Passionsaufnahme dazu herausgefordert. Er sagte: 
        "Wenn ich Ihren Evangelisten höre, könnte ich mir vorstellen, 
        dass Sie einen ganz fantastischen Loge singen!" Und bis dahin hatte 
        ich vom Ring überhaupt keine Ahnung.
        Doch eigentlich muss man gar nicht mal so sehr differenzieren. Was ist 
        das Singen denn wirklich? Es ist der Zwang zur deutlichen Diktion und 
        der Mut seine Stimme auch mal zu verändern, und nicht immer nur "schönen" 
        Klang zu bieten, sondern eben eine Partie zu charakterisieren. Und das 
        macht sich natürlich gerade bei so einer Partie wie dem Loge oder 
        dem David in den Meistersingern sehr gut. Und es ist ja auch von Wagner 
        so komponiert, dass man durchaus nicht überfordert wird als lyrischer 
        Tenor. Das ist keine schwere Heldenpartie. Ich meine, früher wurde 
        das zwar von den Heldentenören gesungen, aber das war dann auch dementsprechend. 
        Es wurde eben nur losgesungen. Da war keine Farbe. Gerhard Stolze hat 
        eigentlich als erster so was als Charaktertenor gesungen, und das ist 
        bis heute so geblieben, und das mit Recht.
 Die Expressivität, 
        die Ihre Musik auszeichnet. Ist sie an erlernt oder von innen spontan 
        empfunden?
        Peter Schreier: Zunächst mal: wenn Expressivität 
        an erlernt wäre, dann würde ja jeder Abend genauso sein. Und 
        das ist er nicht. Sie werden bei mir nicht erleben, dass, - weder bei 
        einem Liederabend, noch bei der Partie eines Evangelisten, jemals eine 
        Interpretation gleich ist. Sie ist immer anderes. Und sie wird eigentlich 
        auch immer aus dem Augenblick heraus gestaltet. Es gibt ja so viele Komponenten, 
        die dazu führen, dass man bei all den vielen Aufführungen, die 
        man gesungen hat, angeregt wird. Man denke nur an den Raum, oder an die 
        Mitmusizierenden, den Dirigenten, oder, auch an das Publikum, das einen 
        schon beeinflusst. Wenn man das Gefühl hat ein sehr konzentriertes 
        Publikum vor sich zu haben, dann hat das sofort Auswirkungen auf den Künstler 
        auf der Bühne. Also jedenfalls ist das so bei mir!
 Musik als Klangrede 
        ist Sprache in Tönen, das heißt Ausdeutung der Kompositionen 
        nach deren inhaltlicher Aussage. 
        Peter Schreier: Was heißt denn Klangrede eigentlich? Für 
        mich heißt das dynamisches, plastisches Musizieren. Ich meine Rede 
        ist ja immer Sprache, und, wenn in der Musik keine Sprache da ist, kann 
        man eigentlich auch nicht von Rede sprechen. Ich glaube, der Ausdruck 
        ist einfach nicht richtig gewählt. Denn man will ja etwas bewirken, 
        was in Wirklichkeit eigentlich gar nicht machbar ist. Ich weiß schon, 
        was Harnoncourt damit meint, mit der Klangrede. Nämlich, dass man 
        wirklich spürt, welche Stimmungen, welche Situationen in dieser Musik 
        gerade zu hören sind, und nicht, dass die Musik, wie so ein Perpetuum 
        Mobile ohne Nuancen und ohne individuelle Interpretation abläuft. 
Wie kommen nun 
        Sie zu so einer stimmigen Interpretation?
        Peter Schreier: Das ist natürlich die jahrelange Beschäftigung 
        mit dieser Literatur, und auch das, was man im Laufe seines Lebens gelesen 
        hat, was man auch von anderen Musizierenden als Anregung bekommen hat. 
        Man kann eigentlich ganz allgemein sagen, dass es das Ergebnis davon ist, 
        sich intensiv und lange mit einem Werk beschäftigt zu haben.
        
         Wodurch werden Ihre persönlichen Interpretationen lebendig und 
        spannend, sodass Gesang an sich etwas ausdrückt?
        Peter Schreier: Ich glaube, das ist überhaupt einer der 
        ganz entscheidenden Punkte, auf den es in der Musik, speziell im Gesang 
        ankommt. Es hat keinen Sinn schöne Töne zu zeigen, oder schöne 
        Stimmen, oder gar große Stimme. Für mich ist das Kriterium 
        einzig und alleine die Aussage, die hinter der Person des Künstlers, 
        des Interpreten steht. Und die verlangt einfach, dass man das Publikum 
        anspricht und es einbezieht, in das, was man denkt und singt.
        Und es geht mir nach wie vor auf die Nerven, wenn ich im Radio Aufnahmen 
        höre, in denen ein Sänger nur schön und glatt singt, und 
        ich keinerlei Eindruck von dem habe, was er singt. Aber es gehört 
        sicherlich zu einer ausdrucksstarken Interpretation ein gewisser Mut; 
        denn man geht ungern von der Stimme weg, und will ungern den Wohlklang 
        der Stimme vermindern oder aufgeben. Doch es muss ja nicht gleich hässlich 
        klingen, aber es muss irgendwo eine Farbe haben, die den Hörer interessiert.
Demzufolge erübrigt 
        sich fast die Frage nach dem "Wichtigsten" in der Musik? Ist 
        es der musikalische Ausdruck oder technische Virtuosität?
        Peter Schreier: Die technische Virtuosität ist eigentlich 
        die Voraussetzung für die musikalische Gestaltung. Und es ist ja 
        nicht nur die musikalische Gestaltung! Im Prinzip ist es, wenn man vom 
        Sänger ausgeht, ja auch die sprachliche Gestaltung, das Einbeziehen 
        der Möglichkeiten, die uns die Sprache gibt durch das Herausstellen 
        eines bestimmten Wortes, oder durch die Einfärbung eines bestimmten 
        Wortes. Ich bin sowieso ein Fanatiker der Sprache und habe was dagegen, 
        wenn man Lieder hört und dabei nur wenig verstehen kann.
Was ist für 
        Sie das ausdrucksstärkste, intimste, innigste, feinste Ausdrucksmedium 
        des Gesangs? Oper, Oratorium, Messe oder Lied?
        Peter Schreier: Das ist ganz klar! Dort, wo man am meisten Ausdruck 
        und Verinnerlichung findet, - das ist das Lied, einwandfrei! Aber es verlangt 
        natürlich vom Hörer eine große Bereitschaft mitzudenken 
        und mitzufühlen. Ich meine bei einer Oper, einem Orchesterkonzert 
        oder einem Oratorium, dort ist erst mal das "Spektakel" als 
        große "Show" für den Zuhörer einfacher zu begreifen, 
        weil auch das Auge dort was geboten bekommt. Das Lied dagegen ist eine 
        viel subtilere Sache! Hier ist es eben auch eine Frage der Bereitschaft 
        auf der Seite des Sängers das Innerste zu geben und auf der Seite 
        des Hörers sich da hineinzuhören. Aber ich habe immer, besonders 
        in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht, dass es dafür immer 
        ein Publikum gibt. Und das ist dann immer auch ein ganz besonderes.
Was fasziniert 
        Sie am Dirigieren?
        Peter Schreier: Eigentlich fasziniert mich überhaupt nichts 
        am Dirigieren. Es geht mir nur darum, wie ich meine Vorstellungen selbst 
        umsetzen kann. 
        Das betrifft zuerst die Bach'schen Werke, die ich ja seit Jahrzehnten 
        singe. Natürlich habe ich da nach so langer Zeit eine ganz bestimmte 
        Interpretationsvorstellung. Und diese kann man eben nur durchsetzen, wenn 
        man selbst dirigiert. Wollte man es negativ ausdrücken, könnte 
        man sagen, dass das Dirigieren vielleicht etwas ganz Egoistisches ist. 
Sie sagten, dass 
        Sie nur noch beschränkte Zeit singen wollen. Was planen sie danach 
        ? Werden Sie dennoch dann weiter dirigieren?
        Peter Schreier: Na ja, was heißt singen wollen? Ich bin 
        66 Jahre und da ist das einfach so. Das kann ich gar nicht beeinflussen. 
        Es geht vielleicht noch zwei, drei Jahre, aber ich stecke mir da kein 
        Ziel. In der Oper, da habe ich ja schon voriges Jahr aufgehört. Vielleicht 
        werde ich auch danach noch dirigieren, aber ich will mich da nicht festlegen, 
        denn eigentlich will ich auch einfach nur mal leben. Ich stehe seit meinem 
        10. Lebensjahr, - ich will nicht gerade sagen unter diesem Stress, aber 
        da hat man doch auch mal das Recht loszulassen. Und im übrigen ist 
        es ja auch so, dass man nichts Halbes machen kann. Man kann nicht sagen, 
        jetzt mach ich nur noch die Hälfte und nehme das alles mal ein bisschen 
        locker. Das geht nicht. In einem künstlerischen Beruf muss man immer 
        voll da sein. Da gibt es nun mal keine halben Sachen. Halbtagsarbeit, 
        oder so was, ist da nicht drin.
Meisterkurse und 
        Unterricht. Werden Sie vielleicht nun verstärkt zum Pädagogen, 
        zum Didaktiker, um eigene Erfahrungen weiterzugeben?
        Peter Schreier: Das ist nun eine Frage, die für mich fast 
        peinlich ist; denn ich habe dafür, glaube ich nicht genügend 
        Geduld. Und andererseits habe ich auch Vorbehalte, wenn ich unterrichte; 
        denn ich weiß ja noch längst nicht, ob ich meinen Schülern 
        das Singen beibringen kann. Das hängt doch auch sehr stark von den 
        Schülern ab! Ob sie das begreifen, was ich sage. Denn es gibt ja 
        viele Wege, die nach Rom führen und die letztendlich Erfolg bringen 
        können. Und, weil ich das nicht garantieren kann, möchte ich 
        diese Verantwortung auch nicht übernehmen. Ich gebe hin und wieder 
        mal Interpretationskurse, das eine Sache, da kann ich mich artikulieren 
        und habe auch das Gefühl, dass man da was zu sagen hat, und das wird 
        ja auch gut abgenommen. Aber auch dort gibt es schon wieder Probleme, 
        wenn ich im Kurs Leute dabei habe, die technisch noch nicht fertig sind. 
        Dann hat das alles nicht viel Sinn; denn dann können sie das nicht 
        umsetzten, was ich zeige und von ihnen erwarte.
Welch Musik hören 
        Sie privat gerne?
        Peter Schreier: Jazz!! Oscar Peterson, das ist mein Favorit.
Was genießen 
        Sie besonders im Privaten, vielleicht ein schönes Essen?
        Peter Schreier: Das nicht so besonders, da muss ich leider immer sehr 
    aufpassen, dass nicht zuviel ansetzt, aber privat genieße ich meine 
    Hang zur Natur. Wäre ich nicht Sänger geworden, wäre ich liebend 
    gerne Bauer geworden.
Weltweit haben 
        sie unglaublich viele Fans. Da gibt es sicher angenehmere und auch eher 
        aufdringliche. Wie wird man mit dieser zweiten, eher unangenehmen Fangruppe 
        fertig?
        Peter Schreier: Oh ja, sehr wohl ! Solche Fans haben ja auch 
        keine Einsicht, wenn man zu ihnen mal deutliche Worte spricht. Die werden 
        dann wahrscheinlich, - ich nehm's an, doch sehr, sehr verärgert reagieren. 
        Deswegen muss man einfach diplomatisch sein und aufdringliche Fans halt 
        hinnehmen. Aber es sind nur ganz wenige, die versuchen einem zu nahe zu 
        kommen.
Sogar in Japan 
        gibt es begeisterte Anhänger von Ihnen. Existiert dort immer noch 
        der Japanische Schreier-Fanclub?
        Peter Schreier: Ja, ja, das sind ganz liebe Leute! Immer, wenn 
        ich in Japan bin, machen wir dann dort mit denen ein Treffen. Da werden 
        dann Bilder und Daten ausgetauscht und alle möchten wissen, was ich 
        mache und wo ich mich aufhalte.
Was sind oder waren 
    für Sie die Gipfel der künstlerischen Anerkennung?
    Peter Schreier: Das waren mehrere. Doch vielleicht war eine der schönsten 
    Ehrungen, die ich bekommen habe, die Ehrenmitgliedschaft im Musikverein in 
    Wien, wo auch Beethoven und Schubert Ehrenmitglieder sind. Das hat mich wirklich 
    sehr angerührt.
    
    Gabi Zahn am 3. September 2001.